Nach dem Solidaritätszuschlag, den wir jahrelang für den Aufbau Ost zusätzlich gezahlt haben, sollen wir nun mit dem nächsten Solidaritätsbeitrag belegt werden. Nein, nicht per Gehalts- oder Lohnabzug, auch nicht für alle in der Bevölkerung. Und dennoch soll er kommen – jedenfalls wenn es nach dem Geschäftsführenden Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, Dr. Theo Zwanziger, dem Ligapräsidenten Werner Hackmann und dem Präsidenten des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes, Dr. Hans-Georg Moldenhauer, geht.
Zwanziger will dem DFB-Präsidium „empfehlen“, aus beiden Oberliga-Parallelstaffeln, der Oberliga Nordost (Nord) sowie der Oberliga Nordost (Süd) jeweils einen Direkt-aufsteiger zur Regionalliga zuzulassen und somit das Ausscheidungsspiel zwischen beiden Meistern um einen freien Aufstiegsplatz abzuschaffen. Dieses soll mit der Begründung der „sportlichen Gerechtigkeit“ umgesetzt werden. Der gesamt Beitrag liest sich wie folgt:
(http://www.ftsv.fortuna-elmshorn.de/board/forum/dfb_osten.jpg)
Quelle: DFB-News vom 15. Juli 2005 (http://www.dfb.de/news/display.php?id=5718&lang=D&anfrage=&kat=news&navig=&seitentitel=News)
Hmm, ohne meine gute Erziehung zu vergessen, aber wenn ich so etwas lese, kommt es in mir hoch, und zwar gewaltig. Hätte Zwanziger wenigstens Klartext geredet und gesagt, dass er den Ostvereinen auf diese Weise helfen will, hätte man ja vielleicht noch sagen können: „Okay, vielleicht ist es einen Versuch wert.“ Aber von „sportlicher Gerechtigkeit“ zu reden muss einem nachträglich noch vorkommen wie ein Schlag ins Gesicht – jedenfalls wenn man aus dem Einzugsgebiet der ehemaligen Oberliga Schleswig-Holstein/Hamburg kommt.
Zum Vergleich mal ein geographischer Überblick über die Verbreitung der Landes- und Regionalverbände:
(http://www.ftsv.fortuna-elmshorn.de/board/forum/landesverbaende.jpg)
Was hat der DFB den Nordvereinen nicht alles für Knüppel zwischen die Beine geworfen; die Aufstiegsspiele der beiden Oberliga-Meister Schleswig-Holstein/ Hamburg und Niedersachsen/Bremen waren nur ein Beispiel dafür. Ein anderes die beinahe schon als trotzig zu nennende Aktion, die (ohnehin dürftigen) TV-Gelder erst mit der Begründung der sportlichen Gerechtigkeit zu halbieren und dann später einzubehalten – Stichwort Poolverwaltung.
Und es war sehr wohl vorgesehen, auch die beiden geteilten Oberligen Nordost zu vereinigen, und das schon sehr bald, nämlich zur Saison 2006/2007 – ähnlich dem Beispiel der jetzigen Oberliga Nord. Eine Maßnahme, die nicht nur verständlich gewesen wäre, sondern auch sportlich gerecht. Nicht umsonst reagiert der NOFV bereits in dieser Saison auf die geplanten Veränderungen und sorgt eigentlich sehr umsichtig für eine stufenweise Umsetzung dieses Vorhabens.
Ich kann so eine Maßnahme nicht gutheißen, tut mir leid. Irgendwann muss dieses Gesabbel von den Folgen der deutschen Einheit auch mal ein Ende haben. Mittlerweile sind locker 15 Jahre ins Land gezogen, mittlerweile sind zig Millionen Euro von ostdeutschen unfähigen Vereins- und Verbandsvertretern verpulvert worden. Es ist genug, Schluss.
Wenn die Ostvereine in dieser Form nicht überlebensfähig sind – und genau das entnehme ich aus solchen geplanten Maßnahmen – dann ist es eben so. Dann sollen bitte erst einmal die Herrschaften aus dem Lager der DFL ihren Beitrag leisten – ich bin doch wirklich gespannt, ob die nicht mal locker ein oder zwei Ostvereine „der sportlichen Gerechtigkeit wegen“ in die Bundesligen aufnehmen.
Die Herren werden uns einen Vogel zeigen!
Und wir sollten den „Murksern“ der Verbände einen solchen zeigen. Die untergeordneten Amateurligen sind ohnehin schon schlecht genug geplant (man schämt sich beinahe, das Wort Planung in diesem Zusammenhang zu benutzen), da bedarf es nicht noch weiterer Pfuscherei.
Editiert am 27.07.2005, 11.45 Uhr:
Ein paar unkorrekte Silbentrennungen korrigiert.
Etwas zeitverzögert zwar, aber dennoch nicht vergessen, habe ich einmal einige Insolvenzverfahren der letzten bummelig vier Jahre zusammengestellt. Nicht in jedem Fall bedeutet Insolvenzverfahren auch tatsächlich, dass nun alles vorbei ist.
Man muss hier schon unterscheiden zwischen - einem gestelltem Insolvenzantrag und
- einem tatsächlich eröffneten Insolvenzverfahren.
Einen "Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahren" (Insolvenzantrag) muss ein Vereinsvorstand zwingend beim zuständigen Amtsgericht stellen, wenn er nicht Gefahr laufen will, sich im Falle einer tatsächlichen Zahlungsunfähigkeit der Insolvenzverschleppung schuldig zu machen.
Das Amtsgericht prüft dann diesen Antrag und wird nur dann das Insolvenzverfahren eröffnen, wenn zumindest die Kosten des Insolvenzverfahrens gedeckt werden können. Dem Vereinsvorstand wird in dieser Phase untersagt, rechtskräftige Geschäfte abzuschließen und/oder über das Restvermögen zu verfügen. Dieses obliegt einzig einem Insolvenzverwalter, welcher vom Amtsgericht eingesetzt wird.
Soviel in wenigen Sätzen zu diesen Begriffen, weil die unterschiedlichen Begriffe immer wieder für Verwirrung sorgen. Ein gestellter Insolvenzantrag allein bewirkt im Fußball gar nichts, der Spielbetrieb läuft ganz normal weiter (siehe als Beispiel den Fall VfR Neumünster).
Interessant wird es erst, wenn tatsächlich das Insolvenzverfahren eröffnet wird. In dem Moment gilt nämlich ein Verein als Regelabsteiger – was besonders ärgerlich ist, wenn das Insolvenzverfahren erst nach dem 30. Juni eröffnet wird. Dann nämlich gilt bereits die neue Saison als eröffnet und die entsprechende Liga startet mit einer Mannschaft weniger. Dies selbst dann, wenn bis zum tatsächlichen ersten Spieltag noch ausreichend Zeit ist und sich ein weiterer Verein findet, sofort einzuspringen.
Okay, soviel zur trockenen Theorie. Wo genau jetzt die Diskussionen einsetzen (sollen), müsst ihr schon entscheiden; Stoff genug bietet das Thema allemal. Vielleicht hilft ein Blick in die beigefügte Auflistung, wobei als eines der abschreckendsten Beispiele aus meiner Sicht der Zerfall der SV Weingarten darstellt. Hier geht ein Verein den Bach herunter, weil sich jemand ein Lebenswerk schaffen wollte …
(http://www.ftsv.fortuna-elmshorn.de/board/forum/pdf_icon.gif) Insolvenzen in Deutschland (http://www.ftsv.fortuna-elmshorn.de/report/pdf/Insolvenzen.pdf)