Es wurde auch langsam Zeit. So dachten es sich wohl USC-Trainer Frank Hüllmann und seine Mannschaft vor dem Spitzenspiel gegen den noch ungeschlagenen TSV Sasel. „Erst jetzt kommen für den TSV die schweren Gegner“, war sich Hüllmann sicher, dass der Spitzenreiter Federn lassen würde. Und so sollte es geschehen. Ein durchaus verdienter 2:1-Erfolg der „Tauben“ beendete die fast makellose Serie von neun Siegen in zehn Spielen des TSV. Ein Doppelschlag nach etwas über einer halben Stunde führte zu der erhöhten Spannung in der Verbandsliga. Denn nach dem unglaublichen 6:0 des SV Lurup trennen den Ersten Sasel nur noch einen Punkt vom Zweiten Lurup.
Mit großem Selbstvertrauen ausgestattet starteten die Gäste und dominierten die Anfangsphase. Ein Kopfball von Luttermann hätte beinahe diese frühe Offensive belohnt. Ein nicht geahndeter Foulelfmeter (Zoric stieß Avarello im Sechszehner um) sollte nach einer Viertelstunde die Wende bringen. Paloma konnte sich aufgrund der vorhandenen Zweikampfstärke Oberwasser im Mittelfeld erarbeiten. Nach und nach verlor der TSV die Ordnung und die Angriffe kamen nie zur Vollendung, weil der Pass vor dem entscheidenden Pass schon nicht gelang. Während mancher Trainer die fehlende Kommunikation seiner Mannschaft bemängelt, war Sasels Trainer Reinke nach dem Spiel eher im Gegenteil mit dem Redeschwall seiner Schützlinge unzufrieden. „Sie haben zuviel miteinander diskutiert, statt sich auf das Spiel zu konzentrieren“, meckerte er. Und auf eigenem Platz hat sich Paloma angeeignet, eben schon die kleinste Schwäche des Gegners zu bestrafen. Einen Stellungsfehler von Orlowski bereitete Angreifer Illmer freie Bahn und ein satter Vollspanschuss ließ Sasels Keeper Sander nicht den Hauch einer Chance. Der Jubel der knapp 350 Zuschauer, soweit Paloma-Anhänger, dröhnte in die Nachbarstraßen. Lauter wurde es drei Minuten später. Libero „Locke“ Edelmann schlug eine Ecke auf den zweiten Pfosten, an dem Stendel aus zehn Metern Entfernung das Leder volley nahm und es in den Winkel hämmerte. Ein absolutes Traumtor! Da sein Bruder Daniel einen Tag zuvor im Diensten von Hannover 96 gegen Bochum getroffen hatte, durfte sich Guido ja nicht lange bitten lassen.
Sasel reagierte erst nach dem Pausentee. Aber wie! Eine per Kopf verlängerte Ecke nickte Goalgetter Jakobs zum Anschlusstreffer ein. Aus Sasels Sicht war es allerdings leider nicht der Beginn einer großen Aufholjagd. Paloma schaffte es immer wieder, die entscheidenden Duelle im Zentrum für sich zu entscheiden und so die gegnerischen Aktionen fern vor dem eigenen Kasten zu unterbinden. Kam doch etwas durch, war Torwart Voss auf den Posten. Vor allem gegen Zoric zeigte er seine Klasse, ein toller Reflex rettete den knappen Vorsprung (72.). Große Aufregung sollte erst in den Schlussminuten wieder aufkommen. Erst ein zu schwacher Kopfball von Lucht (88.) und dann der vermeintliche Ausgleich ließen wieder Adrenalinstöße bei den Beteiligten zu. Eine Jakubowsky-Reingabe nahm Jakobs im Strafraum an und verwandelte zum 2:2. Aber Schiedsrichter Schröder erkannte den Treffer wegen einer vermeintlichen Abseitsposition nicht an. Jakobs stand zum Zeitpunkt des Passes mit Sicherheit nicht im Abseits, dafür aber mindestens zwei Mitspieler am langen Pfosten. Die griffen jedoch nicht unmittelbar ein, aber Schröders Assistent hatte trotzdem die Fahne oben. Eine Kann- aber nicht Muss-Entscheidung, und wieder mal ein Plädoyer für die Abschaffung des passiven Abseits, das nicht nur die Schiedsrichter bzw. Assistenten in Nöte versetzt, sondern auch den Trainern, Spielern und Zuschauern Kopfschmerzen bereitet. An diesem Vormittag wohl aber mehr den Saselern, die durch diese Entscheidung ihre tolle Serie los waren.
Alles in allem ein verdienter Erfolg der Palomaten, die mal wieder ihrem Ruf gerecht wurden, gerade gegen höher eingestufte Gegner an der heimischen Brucknerstraße glänzen zu können. Diszipliniert und motiviert bis in die Haarspitzen wurden die drei Punkte eingefahren. Sasel verkrampfte über weite Strecken der Partie und operierte mit zu vielen langen Bällen, die leichte Beute für die sichere USC-Abwehr waren. Dass natürlich der Ausgleich unter ominösen Umständen nicht gegeben wurde, war zum einen Pech, doch davon hatte Sasel bisher in dieser Saison aber auch nicht allzu viel abbekommen.
Stimmen:
Andreas Reinke (TSV Sasel): Wir haben ganz gut begonnen. Nach zehn guten Minuten haben wir aber die Ordnung verloren. Natürlich ist es schade, dass die Serie gerissen ist. Leider wurde uns ein glasklares Tor nicht gegeben. Das ärgert mich sehr.
Frank Hüllmann (USC Paloma): Ich möchte feststellen, dass wir hochverdient gewonnen haben. Auch wenn es nicht so ein tolles Spiel wie gegen Schnelsen war, muss man sagen, dass wir guten Fußball geboten haben. Für ganz große Aufgaben sind wir noch nicht konstant genug. Die Jungs sollen sich über den dritten Platz freuen, das dürfen sie auch.
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