Es war eine furchtbare Saison für Victoria. Tabellenletzter und das mit Abstand, zum rettenden Ufer fehlten ganze 21 Zähler. „Wir mussten einen Schnitt machen, um diese schlimme Spielzeit aus den Köpfen zu bekommen“, weiß Trainer Bert Ehm, der trotz des Abstiegs weiterhin fest die Zügel in der Hand hält. Dreizehn Spieler verließen den Traditionsverein, vierzehn Neue schlossen sich der Ehm-Truppe an.

Ganz klar, der Aufbau braucht Zeit und erfordert Geduld. Gedanken an den Meistertitel oder ähnliche Regionen werden nicht großartig gehegt und gepflegt, es müssen vorerst kleinere Brötchen gebacken werden. Leistungsträger wie unter anderem Harms, Möbius, Nunes, Trimborn, Pornhagen oder Reimann tragen seit diesem Sommer andere Trikots und hinterlassen nachdenkliche Gesichter an der Hoheluft. Vor allem das Vakuum im Angriff löst Bauchgrummeln bei Ehm aus. „Vorne ist das einfach zu wenig. Wir haben nur Antonio Ude. Ansonsten fehlt einfach die Qualität. Es fällt uns sogar total schwer, in der Spitze zumindest mal den Ball zu halten“, kennt Ehm die Problematik. Die fieberhafte Suche nach einer Verstärkung geht weiter und ist keinesfalls beendet. Kandidaten wie zum Beispiel Kai Koch (vorher VfL 93, jetzt Condor) passten nicht ins Beuteschema. Die Vorbereitung selber verlief mit Höhen und Tiefen. Guten Leistungen folgten schlechte Darbietungen. „Insgesamt bin ich aber zufrieden. Es wächst eine Gemeinschaft zusammen, was nicht natürlich sein muss. Dafür haben wir eine zu große Fluktuation diese Saison gehabt“, zeigt sich Ehm durchaus angetan.

Zwischen den Mannschaftsteilen fehlt zudem noch die Feinabstimmung. Dies gab es beim Pokalaus beim Landesligisten SC Europa (1:3) zu bewundern, wo in Überzahl eine 1:0-Führung nicht zum Weiterkommen reichte. „Ich habe einen ganz dicken Hals, weil wir uns ziemlich dumm verhalten haben. Ein Torwartfehler brachte die Wende und dann sind wir unnötig in Konter gelaufen“, ärgert sich Ehm. Der Lapsus von Keeper Felix Sager könnte dem Protagonisten in absehbarer Zeit sogar seinen Stammplatz kosten. „Er zeigt tolle Leistungen, aber man kann sich sicher sein, dass er auch immer einen Klops in petto hat“, analysiert der Trainer.

Die zentrale Figur in der Defensive wird Neuzugang Jassi Huremovic übernehmen. Davor sollen Jonah Asante und Mirko Schulz verteidigen. Manndecker Marcus Kelm fällt noch einige Monate aus. Genau das Schicksal betrifft Mittelfeldrenner Tilman Patsalis, der frühestens im Oktober wieder ins Geschehen eingreifen wird. Das Prunkstück des Teams ist Mittelfeld um Stephan Rahn und Matthias Blaedtke. „Da wir im Sturm noch zulegen müssen, übernimmt das Mittelfeld mehr Verantwortung zwangsläufig“, so Ehm. Es wird eine Saison der Konsolidierung sein, in der viel nach oben passieren kann und darf, aber nicht unbedingt muss. Das Augenmerk wird auf die Zeit danach gelegt, dann soll oben angegriffen werden.

Expertenmeinung (Wolfgang Reimers, Ex-Trainer SC Condor):
Victoria ist für mich de „schwächste“ der drei Absteiger. Der Kader wurde gründlich durchgeforstet, die diesjährige Auffrischung war dringend nötig. Huremovic, Brüning oder auch Pomorin sind auf jeden Fall Verstärkungen, ob sie den Aderlass kompensieren können, wird sich zeigen. Vicky läuft hinter der absoluten Spitzengruppe zwischen Platz 5 und 8 ein.

Saisonziel: Oberes Drittel
Meisterschaftstipp: SC Concordia
Mögliche erste Elf: Sager (Lau) – Huremovic – Asante, Schulz – Pomorin (Aktan), Menger, Blaedtke, Rahn, Meinke – Ude, Rockel