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09.06.2010
Weber singt, Liebermann weint von Mirko Schneider


präsentiert:





SV Rugenbergen – SC V/W Billstedt 4:3 n.E. (0:0)

SV Rugenbergen: Ceylani – Weber, Vollmer, Schmidt, Heidebrecht – Kiene (46. Heine) – Lühr, Obe – Dirksen – Hülsebusch, Grabow
SC V/W Billstedt: Kruschewski – Dülsen, Bogunovic, Bollweg, Sulinski – Zwiewka (99. Meier), Kreutzer, Iwosa – Julardzija, Demirci (102. Kopec), Reichenbach (85. Kahyaoglu)
Elfmeterschießen: 0:1 Iwosa, 1:1 Hülsebusch, 1:2 Dülsen, Grabow verschießt gegen Kruschewski, Bollweg scheitert an Ceylani, 2:2 Lühr, Julardzija vergibt gegen Ceylani, 3:2 Dirksen, 3:3 Sulinski, 4:3 Weber
Schiedsrichter: Schult (SC Osterbek) – baute nach starker erster Hälfte ebenso stark ab. Verweigerte Rugenbergen einen klaren Handelfmeter (64.), benachteiligte den SVR bei diversen Zweikampf- und Handspielentscheidungen. Pfiff die zweite Hälfte der Verlängerung eine Minute zu früh ab und verhinderte so die Einwechslung von Frank Ockens.
Beste Spieler: Vollmer, Ceylani – Kreutzer
Zuschauer: 400

Tim Weber musste seinem Trainer Ralf Palapies unbedingt etwas mitteilen. Gute vier Minuten waren vergangen, nachdem Weber mit seinem entscheidenden Elfmeter den SV Rugenbergen in die Oberliga Hamburg geballert hatte und der Coach gab überglücklich die ersten Interviews. Weber stürmte heran, baute sich vor seinem Übungsleiter auf und schrie aus voller Brust: „Schalalalala!“ Da strahlte der Erfolgstrainer noch mehr als ohnehin schon. Er tat dies, während sich auch das Trainerduo der Billstedter bereits den Fragen der Journalisten stellte und die rot-violetten Kicker am liebsten in der Erde versinken wollten vor lauter Frust und Enttäuschung. Besonders ein Bild blieb dabei hängen. Kim Liebermann – eine der Stützen des Teams, der für dieses Entscheidungsspiel um den Aufstieg mit einem Außenbandanriss im Knie ausgefallen war – humpelte auf Krücken über das Spielfeld und weinte hemmungslos. Freud und Leid, höchstes Glücksgefühl und fatalster Fall in den Abgrund – die alte Geschichte, die der Fußball immer wieder neu schreibt, sie erhielt heute ein neues Kapitel. Und weil er so ist, dieser Sport, so wundervoll, und so grausam, deshalb lieben ihn die Menschen.

Wofür sie auch durchnässte Kleidung in Kauf nehmen. Eine für Amateurverhältnisse stattliche Kulisse ließ sich nämlich nicht vom Besuch der Partie abhalten, obwohl der Fußballgott ab 45 Minuten vor dem Anpfiff bis Spielminute 20 so ziemlich alles an Regen aufbot, was einen rutschigen Rasen begünstigte. Die Teams boten dafür zunächst nicht viel Begünstigendes in Sachen Pulsbeschleunigung. Christian Bollwegs Kopfballversuch nach Ecke von Yannic Reichenbach (9.) konnte auf der Linie geklärt werden, Patrick Kienes herzhafter Distanzschuss ging zwei Meter drüber (20.). Wesentlich gefährlicher war da schon Reichenbachs abgerutschter Versuch von weit links draußen – nach einem Dasein als drei Viertel Flanke und ein Viertel Schuss klatschte das Ding an den langen Außenpfosten (33.).

Das war es allerdings schon in Hälfte eins, in der Billstedt einen Tick mehr vom Spiel hatte und die beiden Teams sich taktisch weitgehend belauerten. Geboten wurde, wie auch im übrigen Spielverlauf, Landesliga-Durschschnitt, beziehungsweise ein Spiel „mit zwei sehr guten Mannschaften“ (Billstedts Co-Trainer Andreas Heeschen) oder „ein relativ schwaches Spiel“ (Ralf Palapies). Geteilte Meinungen also bei schreibender und trainierender Zunft über das Geschehen – Einigkeit hingegen bezüglich Hälfte zwei bis zur 70 Minute: Rugenbergen wurde deutlich stärker!

Bernd Kruschewski musste im Eins-gegen-Eins gegen Weber retten (56.), Henning Hülsebusch vergab aus guter Position (61.) und Söhren Lührs abgefälschter Schuss streifte nur knapp über die Latte (67.). Ein großer Aufreger ereignete sich aber drei Minuten vor dieser Szene. Webers Freistoß von der Sechzehnerkante wehrte Dennis Kreutzer mit ausgefahrenem Arm ohne groß hochzuspringen zur Ecke ab. Den klaren Elfmeter gab es…merkwürdigerweise nicht. Dafür Punkte in der B-Note für einen schönen und effektlosen Seitfallzieher vom Billstedter Ümit Kahyaoglu. Immerhin fand Billstedt durch diese Szene zurück ins Spiel, doch für mehr als einen guten Kopfballversuch von Juro Julardzija (79.) reichte es nicht.

Die Verlängerung musste also herhalten. Beide vergaben je eine Chance – einer kriegte hingegen gar keine mehr: Rugenbergens Routinier Frank Ockens. Er sollte in der 112. Minute für den humpelnden Christian Dirksen eingewechselt werden, doch der wollte unbedingt durchspielen. Also entschied sich Palapies, Ockens wenigstens kurz vor dem Abpfiff fürs Elfmeterschießen zu bringen (trotz dessen Fehlschuss im Oddset-Pokalviertelfinale gegen HR). Rugenbergens Trainer machte dabei eigentlich alles richtig. Als exakt 119 Minuten gespielt waren flog der Ball neben ihm ins Aus – und er bat den in der Nähe stehenden und zu ihm blickenden Schiedsrichter Patrick Schult um den Wechsel. Resultat: Schult pfiff die Partie ab!

Höchst merkwürdig, aber für Rugenbergen nicht zu ändern, ging es also ohne Ockens ins Elferschießen. Und nach einem Fehlversuch beim SVR, aber deren zwei bei den Billstedtern, brachte ausgerechnet Dirksen, dessen Platz auf der Bank eigentlich schon sicher war, sein Team das erste Mal in Front. Nach Oskar Sulinskis Ausgleich lag alles auf Webers rechtem Fuß. Er lief an, wemmste die Kugel in die rechte Ecke und machte sich ebenso zum Helden wie Keeper Ceylani und überhaupt alle Rugenbergener. Bönningstedt auf der Landkarte der Oberliga Hamburg – mit diversen Gesängen und einem schnell organisierten Megaphon begann die große Sause des SVR. Oder in gut „Rugenbergenerisch“: „Wir steigen auf, auf, aufsteigen wir…“! Solche Freudenstürme hätte im übrigen vielleicht Matthias Juckel verhindern können. Doch Wackers Stürmer, der sich auf der Anlage befand, „fühlte sich beim ersten Training nach dem Neuland-Spiel in einer Szene falsch behandelt. Wir schickten ihn duschen. Er aber packte seine Tasche und kam eine Woche nicht mehr. So war er für dieses Spiel kein Thema. Wie es weitergeht, wird man sehen“, erläuterte Heeschen, der betonte, die Saison sei trotzdem ein Erfolg: „Wir haben zwei Punkte mehr geholt als im Aufstiegsjahr vor zwei Jahren. In so einem 50/50-Spiel entscheiden halt Nuancen.“

Und während Billstedts Trainer Alexander Schäfke, dessen Team nur noch aufsteigen könnte, wenn der FC St. Pauli II in der Regionalliga Nord durch Lizenzentzüge anderer Klubs die Klasse hält, erklärte, warum Dennis Kreutzer keinen Elfmeter geschossen hatte ("Ich habe noch mit ihm zusammengespielt. Er verballert meistens. Das hätte keinen Sinn gehabt.") und Außenstürmer Julardzija, der sich einsam am Rand des Platzes verkroch als alle seine Kollegen schon in der Kabine waren, symphatisch rufend tröstete („Juro, komm‘ rein. Uli Hoeneß hat ihn damals in die Wolken geschossen.“) und Palapies Schiedsrichter Schult keine Schuld mehr geben musste („Klar war das mit dem Elfmeter ärgerlich, aber ich unterstelle, dass das Gespann das einfach nicht gesehen hat.“), hatte Elfmeterheld Yalcin Ceylani eine verblüffend einfache Erklärung für seine siegbringenden Paraden parat: „Bernd hatte schon einen gehalten. Ich musste einfach reagieren. Und jetzt ist das natürlich ein Riesengefühl.“

So ist er eben, der Fußball. So einfach zu erklären. Mal wundervoll. Mal grausam. Oder anders gesagt: Herzlich Willkommen, SV Rugenbergen, in der Oberliga Hamburg! Auf ein Neues in der nächsten Landesliga-Saison, SC Vorwärts-Wacker Billstedt!


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