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04.04.2011
Rückblick: Nur Barmbek macht die Tore auf von Folke Havekost




Sag mir, wo die Tore sind, wo sind sie geblieben? Man stellt auf Hamburger Plätzen noch zwei hin, auf jeder Seite eines. Aber sie fallen zu lassen, gilt für die Fußball-Elite nicht gerade als schick. Wir wollen ja gar nicht von den beiden Bundesligisten reden, es genügt ein Blick auf die Wochenendtorbilanz der ersten Acht in der Oberliga-Tabelle: St. Pauli: 0, Altona: 0, Buchholz: 0, Condor: 0, Bergedorf: 0, Schnelsen: 0, Norderstedt: 0. Leute, als die Araber die Null erfunden haben, dachten sie dabei doch nicht an den Hamburger Amateurfußball!

Ach ja, einen haben wir vergessen. Curslack-Neuengamme: 1. Dass den „Top 8“ in zwölf Stunden gemeinsamer Anstrengung wenigstens ein mageres Törchen gelang, war Sinisa Veselinovic zu verdanken, der für Curslack-Neuengamme aus fünf Metern zum 1:0-Sieg bei Schlusslicht Bramfeld einnetzte. Insgesamt fielen in neun Spielen nur 16 Tore, ein Durchschnitt von 1,78 Treffern pro Partie. Zum Vergleich: Selbst im notorisch abwehrfreundlichen Italien wurde die torärmste Saison 1972/73 mit immerhin 1,87 Treffern pro Begegnung abgeschlossen. „Wenn man schon nicht gewinnt, sollte man wenigstens nicht verlieren“, sagte Condors Trainer Meik Ehlert nach dem 0:0 seiner Mannschaft gegen Bergedorf 85. Dieser pragmatischen Haltung folgten die Aktiven der Spiele Schnelsen – Buchholz und Norderstedt – Rugenbergen vorbehaltlos.

Da verwundert es nicht, dass es einem Torhüter so langweilig wurde, dass er seinen Kasten verließ und zur Strafstoßausführung schritt. Niendorfs André Tholen scheiterte zwar an seinem BU-Kollegen Stefan Hölscher, konnte sich das angesichts einer 3:1-Führung allerdings leisten. 3:1, welch spektakuläre Zahlenkombination! Und am Ende wurde es gar ein 4:1! Wo fast überall Torsperre herrschte, machten Barmbeker Kicker die Tore auf. Über die Hälfte der 16 Oberliga-Tore wurde in den Spielen von BU und Paloma erzielt, die meisten gegen die Barmbeker.

War es eine späte Reminiszenz an die Aufhebung der Hamburger Torsperre zum Jahreswechsel 1860/61? Wurden zuvor die kleine Hamburger Innenstadt und die großen Außenbezirke nachts voneinander abgeriegelt, begann mit den geöffneten Toren die rasche und dringend nötige Besiedlung damaliger Vororte wie St. Pauli, Eppendorf oder eben Barmbek. „Endlich hat die Stund’ geschlagen, Endlich öffnet sich das Thor. Jetzt herein, zu Fuß, zu Wagen. Wie’s ein Jeder sich erkor“, fasste August Heinrich Theodor Sievers die alten Verhältnisse in Reimform. Die Sehnsucht nach fallenden Toren war damals schon weit verbreitet. Dummerweise starb der Altonaer Dichter im Oktober 1860 wenige Wochen vor Öffnung der Tore. Mit Beibehaltung der Torsperre wäre Hamburg jedenfalls nicht die Groß- und Handelsstadt geworden, die sie ist. Den wackeren Curslacker Sinisa Veselinovic schlagen wir deshalb schon mal fürs Goldene Buch der Stadt vor.

Nun sind Tore zwar an und für sich schön, haben aber auch die Angewohnheit, von verschiedenen Leuten unterschiedlich begeistert wahrgenommen zu werden. BU-Coach Thomas Hoffmann fühlte sich beim (gegen)torreichen Auftritt seines Teams jedenfalls weniger an die Aufhebung der Torsperre erinnert als an Buster Keaton und Charlie Chaplin. „Slapstick“ hätten seine Spieler geboten, zürnte er, „wie beim Kick im Stadtpark“. Ja, sogar bei TV Total will der Trainer nun anrufen, weil seine Kicker so kuriose Szenen produzieren.

Ebenfalls kurios, wenn auch überhaupt nicht lustig, die Verletzung von Markus Hasenpusch. Der BU-Stürmer nutzte den sonnendurchfluteten Samstag zur Gartenarbeit und brach sich dabei die Hand. Schlimmer noch erwischte es seinen Paloma-Kollegen Christian Jelting, der sich gegen Concordia Schien- und Wadenbein brach. Geschockt von Jeltings Verletzung verloren die Tauben im Abstiegskampf wertvollen Boden. Und das ausgerechnet beim Vorletzten Concordia, der sich erfolgreich an seine Wurzeln erinnerte. Die alten Römer kannten ja keine Null – und so verhielten sich ihre ideellen Nachfahren auch. 2011 bislang eher arabisch unterwegs, hätte Cordi beim Schlusspfiff gegen Paloma eine „III“ auf seiner Anzeigentafel gehabt. Wenn die Tafel im Sportpark Hinschenfelde denn funktionieren würde, aber das ist eine andere Geschichte. Fast noch erstaunlicher die „II“, die der SC Victoria beim ungewohnt zurückhaltenden FC St. Pauli II (!) markieren konnte. Spiel des Gegners neutralisieren, zum passenden Zeitpunkt eigene Vorstöße unternehmen – Victoria nahm die immer noch ungewohnte Rolle der Außenseiterin vorzüglich an.

Außenseiter waren auch die Meiendorfer, die ihre Wochen der Wahrheit gegen Spitzenteams gleichfalls erfolgreich begannen. Nils Roschlaub traf zum 1:0-Sieg der abstiegsbedrohten B 75-Kicker gegen Altona 93 – und schon sieht die Situation vor dem morgigen Pokalspiel beim FC Elmshorn wieder rosiger aus. Nur noch ein einziges Tor trennt die Meiendorfer vom rettenden Ufer. Andererseits ist ein Tor, wie wir an diesem Spieltag gesehen haben, ja eine ganze Menge.

Dafür zittert jetzt wieder Oststeinbek, das höchst ungewollt ein Novum erlebte: Wedels Marc-Kemo Kranich hatte am Freitag schon nach 40 Minuten zwei Treffer erzielt und blieb bis zum letzten Abpfiff der einzige Doppeltorschütze des Wochenendes. Nicht nur deshalb wird er der Liga wohl bald fehlen, ganz egal, ob er mit dem Winterpausen-Schlusslicht noch das „Wunder von Wedel“ schafft oder nicht. Zahlreiche Profivereine wollen die Entdeckung der Oberliga-Saison in ihre Nachwuchsabteilung locken, in dieser Woche soll eine Entscheidung fallen.

Doch wer soll dann die Tore schießen? Tröstet es, dass woanders und zu anderen Zeiten die Torarmut noch größer war? Blicken wir auf den ersten Spieltag der italienischen Serie A am 16. September 1979: Ascoli – Neapel 0:0, Avellino – Lazio Rom 0:0, Cagliari – AC Turin 0:0, Perugia – Catanzaro 0:0, AS Rom – AC Mailand 0:0, Florenz – Udine 1:1, Juventus Turin – Bologna 1:1, Inter Mailand – Pescara 2:0. Acht Spiele, sechs Treffer (davon übrigens zwei Elfmeter und ein Eigentor) – mehr Torsperre geht kaum. Andreas Brehme zog erst neun Jahre später in das Land, in dem Zitronen und Abwehrreihen so prächtig gedeihen. Ist ja auch klar: Mit Barmbekern wären so wenige Tore nicht passiert.


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