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02.05.2011
Rückblick: Schwarz-gelber Samstag in Hamburg von Folke Havekost




Auf die Wirtschaft wird ja oft geschimpft, aber die Dortmunder Handelskammer wusste früh Bescheid. „Was München früher für ganz Deutschland war, das ist Dortmund jetzt“, erklärten die westfälischen Gewerbetreibenden schon 1867. Sie meinten die Bierproduktion, nicht die Ballzirkulation, aber ein fließender Übergang vom Gerstensaft zum Gebolze erscheint uns gut möglich.

Unser Glas erheben wir deshalb zuerst auf das Schlusslicht. Der Oberliga, nicht der Bundesliga. Ein Ende mit Schrecken soll ja besser sein als ein Schrecken ohne Ende. Insofern alles richtig gemacht hat der Bramfelder SV, dessen Rückkehr in die Landesliga seit gestern unumstößlich ist. Nach einem respektablen ersten Saisondrittel haben sich die Bramfelder rasch ins nunmehr Unvermeidliche gefügt und frühzeitig die Planungen für die neue Saison begonnen, um das Schicksal von Vereinen wie Grün-Weiss Harburg, SC Egenbüttel oder Voran Ohe zu vermeiden, die bald nach ihrem Oberliga-Abstieg in die Bezirksliga durchgereicht wurden.

Und ganz ehrlich: Was gäbe es Besseres, als sich bei der herausragenden Mannschaft der Liga von den letzten theoretischen Hoffnungen zu verabschieden? St. Paulis U 23 präsentierte sich beim 6:0 recht borussisch. Das knappe 3:2 von Norderstedt gegen Niendorf mochte am Sonntag weitaus spannender sein, aber für Spannung ist der Talentschuppen des Bundesliga-Tabellenletzten eher selten zu haben. Gut möglich, dass die Elf von Jörn Großkopf bereits am nächsten Sonntag bei Barmbek-Uhlenhorst ihr Meisterstück vollendet.

Damit wären wir bei BU, das derzeit genauso gut für „Bevorstehender Untergang“ oder „Brutal Unfassbar“ stehen könnte. Bei Concordia geriet der Hamburger Meister von 2004 durch ein Missverständnis zwischen Torwart Stefan Hölscher und Verteidiger Oliver Leinroth in Rückstand und berannte nach der Pause das gegnerische Gehäuse, als wäre BU Manchester United und Cordi-Keeper Shahin Ahmadi in Wirklichkeit Manuel Neuer.

Ryan Giggs jedoch ist kein Barmbeker, und selbst der Ausgleich durch Sebastian Möller-Riepe nach einem vertändelten Ball von Ralf Stepat nebst weiterem Sturmlauf konnte das Spiel nicht wenden. Vielmehr gelang Benjamin Bambur kurz vor Schluss der Siegtreffer für die Wandsbeker, ehe Dennis Bohnhorst noch eine letzte BU-Chance in die Hände des Torwarts köpfte. Concorden-Coach Andreas Führer kommentierte die Komödie der Irrungen lakonisch: „Das 1:0 haben sie uns geschenkt, weil sie gedacht haben, es wäre fair, wenn Cordi führt. In der zweiten Halbzeit war BU stärker, und unser Innenverteidiger Ralle hat sich dann ähnliches gedacht, also stand es 1:1.“ Sein Kollege, Besonders-Unglücklich-Trainer Thomas Hoffmann, saß dagegen noch lange auf seiner Bank und war der Verzweiflung nahe: „Wo will man denn punkten“, fragte er sich und die Welt, „gegen St. Pauli II oder Buchholz, bei Germania?“ Fast zynisch mutet es an, dass die Barmbeker in Sachen Tordifferenz auf ihre unmittelbare Konkurrenz sogar noch Boden gut machten. Auf den Traversen anfeuernd und mitleidend, verkündete der verletzte BU-Torjäger Markus Hasenpusch die frohen Botschaften von Palomas 1:4-Niederlage in Schnelsen – wenn er denn zwischen allen Barmbeker Chancen mal Zeit hatte, auf sein Handy-Display zu schauen.

Einen Barmbeker Verein erwischt es in dieser Saison mindestens, vielleicht auch beide. Dass ein drohender Doppelabstieg den Himmel zwischen Steilshooper und Brucknerstraße noch nicht ganz verdüstert, liegt am schwarz-gelben Samstag in Hamburg. Von sechs aktiven Oberliga-Mannschaften schossen nur solche Tore, die in Schwarz und Gelb gewandet sind. Wie etwa der SC Condor, dem ein Treffer genügte, um Vierfach-Meisterin Victoria die Grenzen dieser Saison aufzuzeigen. Wichtiger aus Barmbeker Sicht waren die drei Tore, die dortmundfarbene Meiendorfer gegen Mitabstiegskandidat Wedel erzielten.

Das gleichzeitig 0:0 zwischen Bergedorf und Rugenbergen war dagegen in etwa so aufregend, wie die Unterhaltung zweier junger Herren, die am Samstagabend in meinem S-Bahn-Abteil als einzige keine Dortmund-Trikots trugen. Sie diskutierten darüber, ob Lena Meyer-Landruts Eurovisions-Beitrag „Taken by a Stranger“ nun von einem One-Night-Stand oder der Entführung durch Außerirdische handele. Wegen Frau Meyer-Landrut werden im fernen Düsseldorf ja sogar Ersatzstadien errichtet, damit die örtliche Fortuna weiter Fußball spielen kann, während das mutmaßliche Alien-Opfer im Rheinstadion trällert. Da der Eurovision Song Contest an einem Samstag stattfindet, empfehlen wir der Chanteuse vorsorglich eine schwarz-gelbe Garderobe. Auf die musste Arne Gillich am Sonntag verzichten, und dennoch konnte Altona 93 nach seinem Gastspiel ein Lied vom Buchholzer Stürmer singen. Zwei Tore, eine Freistoßvorlage – das war beinahe außerirdisch gut, obwohl der Goalgetter sich mit seinem Buchholz-Gewand ausnahmsweise gar nicht recht anfreunden konnte. Am liebsten hätte er als Dortmund-Fan in Schwarz-Gelb gespielt, bekannte Gillich, der Samstagabend bestimmt mit mir in einem S-Bahn-Wagen saß. Weil die Nordheidjer keine honigfarbene Ausweichtracht besitzen, musste Gillich – eher wohl als übel – in Rot und Weiß auf den Spuren von Barrios und Lewandowski wandeln.

Immerhin planen die Niedersachsen ja die Errichtung einer Tribüne, Lena kann also bald am stadionnahen Bahnhof Suerhop Halt machen und ein Loblied auf Bookwood, Lower Saxony anstimmen. Denn dass der inoffizielle Titel, hinter den Profis von HSV und St. Pauli bester Amateurverein Hamburgs zu sein, nicht „taken by a stranger“ wird, kann wohl allenfalls noch Curslack-Neuengamme verhindern. Das Team von Torsten Henke gewann bereits am Freitag, als Trikotfarben noch unwesentlich waren, in Oststeinbek. Überragend präsentierte sich dabei ausgerechnet Matthias Reincke, der in der Vergangenheit auch ein ums andere Mal mit den Oststeinbekern darüber plauderte, ob ihm ein OSV-Leibchen nicht auch gut stehen würde. Warum die Oststeinbeker ihn haben wollten, zeigte er ihnen mit einem Tor und einer Torvorlage. Weil die Stormarner ihre Hoffnungen auf Reincke inzwischen ad acta gelegt haben und ihr Klassenerhalt immer näher rückt, blieb Stefan Kohfahl trotz der Niederlage sehr entspannt. „Reincke ist ein Klassemann“, sagte der OSV-Coach, „ein Bier gebe ich ihm so schnell allerdings nicht mehr aus“.

Halb so schlimm für Reincke. In Dortmund wird er bestimmt eines bekommen.


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