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23.05.2011
Rückblick: Holsteiner sind tierlieb! von Folke Havekost




Holsteiner genießen in unserer Hansestadt nicht immer den besten Ruf, insbesondere jene aus einem benachbarten Kreis. Manch Hardcore-Hamburger argwöhnt gar, Gott habe die Pinneberger nur erschaffen, damit Hamburgs Straßen und Gehwege von Automobilen mit Kennzeichen PI zugestellt werden könnten. Nun ist es in der Tat ein seltenes Erlebnis, einen solchen Wagen sich auch mal bewegen und nicht nur parken zu sehen, aber eines müssen wir unseren nördlichen Nachbarn doch zugestehen: Holsteiner sind tierlieb!

Beim Taubenschutz etwa engagieren sich viele am Wochenende mindestens 90 Minuten. Ein aktuelles Beispiel stammt aus Bönningstedt. Rugenbergens Co-Trainer Frank Ockens trat ganz dialektisch in Erscheinung, als er die Pausenführung seiner Elf beim Wedeler TSV kommentierte. „Es gibt keine Gnade im Kreis“, erklärte er den Einsatz der Bönningstedter beim holsteinischen Rivalen. Heißt: Seine Spieler wären wohl vor Ärger im Quadrat gesprungen, wenn Wedels Aufholjagd mit zwei Treffern binnen 70 Sekunden von Erfolg gekrönt gewesen wäre und den USC Paloma wieder auf einen Abstiegsplatz geschickt hätte. War sie aber nicht, und so bleiben zwei Erkenntnisse: Taubenschutz kann manchmal mit eher ungnädigen Sätzen verbunden sein. Und das Wedeler Rückrunden-Wunderteam war zwar zu manchem Kraftakt in der Lage, schließlich wurden ihnen aber zu viele Kraftakte abverlangt. Da schützt wohl auch kein Kranich mehr vor dem Abstieg.

Ein zweites Beispiel von Tierliebe kam aus Norderstedt, das zwar nicht zum Kreis Pinneberg zählt, aber unzweifelhaft nach Holstein zu rechnen ist. Wie sonst fände dort eine Landesgartenschau statt? Zwischen Eintracht Norderstedt und BU besteht eine Fanfreundschaft, die am Sonntag zu bizarren Szenen führte. Eintracht-Anhänger feuerten zeitweise den Gegner an, auf dass dieser den zum Klassenverbleib so dringend benötigten Sieg einfahren würde. Das irritierte nicht nur Eintracht-Keeper Marcel Kindler, der sich lautstark über die mangelnde Rückendeckung echauffierte.

Er und seine Mitspieler wollten ihren Fans nicht folgen. Größere Mengen ihres Zielwassers hatten sie zwar vor der Abfahrt nach Barmbek über die Zierpflanzen auf dem Landesgartenschaugelände vergossen, ihre Einstellung überstand die Reise gleichwohl unbeschadet. „Früher haben wir die Spiele bis zum letzten Pfiff voll durchgezogen, das ist heute leider nur noch selten zu sehen“, beklagte sich Niendorfs Trainer Andreas Laas am Wochenende – Norderstedt konnte er für seine These nicht anführen. Der künftige Paloma-Coach Daniel Sager war nach dem vormittäglichen Tauben-Sieg nach „Barmbek Anfield“ geradelt und hatte vor dem Anpfiff tiefgestapelt: „Wichtig ist, dass wir überhaupt noch eine Chance haben.“

Dank des Bönningstedter und Norderstedter Engagement konnte Sager am Ende des Tages hocherfreut auf die Tabelle schauen: Die Tauben schnuppern Höhenluft. Oder, wie Interimstrainer Thomas Brucker formulierte: „Wir machen mit am Klavier.“ Paloma gibt den Ton an, muss sein Piano zum freitäglichen Abschlusskonzert allerdings bis nach Buchholz schleppen. Von den Nordheidjern ist uns im fernen Hamburg nur bekannt, dass sie a) keine Holsteiner, b) bislang nicht als Taubenaufpäppelungszentrum aufgefallen und c) ihre Fans mit Palomas Lokal- und Abstiegskampfrivalen Barmbek-Uhlenhorst befreundet sind. Da müssen die Tauben schon sehr an sich glauben.

Dass sie überhaupt wieder aus eigener Kraft das rettende Ufer erreichen können, verdanken sie einer eigenen starken Vorstellung, aber auch der eigenwilligen Vogelschutzpolitik nichtholsteinischer Elstern. Die nach Bönningstedt und Norderstedt vergebene Plakette für aktiven Tierschutz kann beim besten Willen nicht an die Sander Tannen verschickt werden. Von räuberischen Instinkten konnte bei den Elstern keine Rede sein. Ihre Passivität schützte sowohl sich selbst als auch die Tauben, wie nicht nur die Internet-Community einvernehmlich registrierte. Mit „null Körperspannung, null Ballbeherrschung, null Wille“ (HAFO) präsentierte sich 85 „lässig im Sonntagsmodus“ (Blog-trifft-Ball), „nicht von seiner siegeswilligen Seite“ (fussball Hamburg) und insgesamt „einer Oberliga-Mannschaft unwürdig“ (Sportnord). Zwanzig Minuten Ditschi-Datschi auf rotem Rasen und danach kaum noch Gegenwehr – dazu fällt uns nur eine alte Fußballer-Weisheit ein: Wenn Gott gewollt hätte, dass Futsal auf Grand gespielt wird, dann hätte er rote Körner durch die Hallendecken regnen lassen.

Palomas Erfolg schmälert auch die Klassenerhaltschancen des SC Concordia, der nach einem glücklichen Heimsieg gegen Oststeinbek erstaunlicherweise aber immer noch im Rennen ist. Nach turbulenten 90 Minuten glaubte Cordi-Coach Andreas Führer jedenfalls nicht mehr nur an seine Mannschaft: „Es muss da oben jemanden geben, der wollte, dass wir gewinnen“, blickte er in den Himmel über dem Eichtalpark. „Wir haben immer noch Sorgen, dabei dachten wir doch, wir hätten schon längst keine mehr“, wunderte sich auch Präsident Peter Menssing über den hartnäckigen rettenden Strohhalm, der einfach nicht aus der Blickweite verschwinden will. Alle Experten haben die Wandsbeker schon abgeschrieben, aber wenn sich die Ereignisse am Freitag (Cordi spielt in Norderstedt) überschlagen, könnte tatsächlich „der erste gelegentliche Mitarbeiter“ aus dem Karl-Kraus-Drama „Die letzten Tage der Menschheit“ Recht behalten: „Das wird, mein' ich, jetzt ein ganz anderer Fall./ Ich wittere Morgenluft und Concordiaball!“

Anderswo wird auch getanzt, wenngleich nicht gerade auf heißen Vulkanen. Der Bramfelder SV erfreute seinen scheidenden Trainer Michael Noffz („Diese Mannschaft hat Charakter“) mit einem 2:1 gegen Germania Schnelsen. Bei dem Einsatz, den der längst abgestiegene BSV noch an den Tag legt, würden wir gerne Bergedorf 85 noch einmal an der Ellernreihe sehen. Dann könnte das Schlusslicht nicht nur seine Rote Laterne, sondern auch seine Tordifferenz noch einmal kräftig aufpolieren. Schnelsen hingegen spielt derzeit weniger Fußball als Schicksal. Die Germanen empfangen nach nur einem Sieg in den letzten elf Spielen am Freitag Barmbek-Uhlenhorst. Im Niemandsland der Tabelle sicherte sich der Meiendorfer SV in Niendorf den Billstedter Trostpokal der Vorwärts-Wacker-Opfer Beide Teams hatten ihre Oddset-Pokal-Träume am Öjendorfer Weg begraben müssen. Die Engländer kennen für Trostrundenspiele den schönen Begriff „consolidation matches“, und das Konsolidieren gelang den Meiendorfern deutlich besser, wie nicht nur das bereits erwähnte Grummeln von Niendorf-Trainer Laas zeigte.

Wenig Trost nur dürfte Sascha Kremers Treffer beim SC Victoria gespendet haben. Zwar gewannen die Hohelufter so 1:0 gegen Buchholz 08, doch die Pokalniederlage gegen den gleichen Gegner an gleicher Stätte im März hätten auch ein Dutzend Kremer-Treffer nicht vergessen machen können. Zumindest hielt sich der noch amtierende Meister durch den Sieg auf einem einstelligen Tabellenplatz. Curslack-Neuengamme hingegen sicherte sich durch ein vogelwildes 3:2 gegen Condor mindestens Platz drei in der Abschlusstabelle. Das hatten die Vierländer zuvor ein einziges Mal geschafft, es war im fernen 1975. Da damals neben HSV und St. Pauli aber auch BU, Victoria, Concordia und sogar Poppenbüttel überregional kickten, ist die diesjährige Platzierung sportlich von höherem Wert – zumal nach der Buchholzer Niederlage auch noch ein klein wenig auf den Silberrang geschielt werden darf.

„Wenn wir auch noch Vizemeister werden, müsste ich eigentlich zurücktreten“, entfuhr es Trainer Torsten Henke jedenfalls. Der kluge Mann baut vor. Wie wir aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen erfuhren, brütete Henke am Wochenende über vier Angebote, die ihm die Hamburger Agentur für orientierungslose Trainer (hafo-trainer) vermittelt hatte: a) SC Vier- und Marschlande. Der Nachbarklub würde passen, schließlich hat Henke Erfahrung darin, Vierländer Fußball-Aufsteiger in der Beletage zu etablieren. Von den Zumutungen der Nachbarschaft kann aber nicht nur Tom Waits („In the Neighbourhood“) ein Lied singen. Fußballforscher sprechen gern von Hannover, wenn sie über die Abneigung zwischen Blauen (Arminia) und Roten (96) philosophieren. Solche Experten waren aber gewiss noch nie in den Vierlanden, wo die Farbe Lila unbekannt ist, weil kein Schulkind Blau mit Rot vermischen darf. Geht also doch nicht. b) TuS Hemdingen-Bilsen II. Null Punkte, 159 Gegentore: Der Tabellenletzte der Kreisklasse 6 wäre eine echte Herausforderung. Als Pinneberger Mannschaft ist sie jedoch etwas zu tierlieb für einen Coach, der gerade mit einem Sieg über Condor den größten Erfolg der Vereinsgeschichte erreicht hat. c) USC Paloma. Die Tauben sprechen mit vielen, warum also nicht auch mit Henke? Dachte sich zumindest hafo-trainer. Paloma erwies sich jedoch als Nein-Sager. d) Chelsea FC London. Die Entlassung von Carlo Ancelotti machte den Weg frei. Zum informellen Gespräch auf seiner Yacht ließ Roman Abramowitsch für Henke extra Seerosen streuen. Doch mit Blumen lässt sich ein Curslacker nicht beeindrucken. Deshalb können wir an dieser Stelle weltexklusiv mitteilen: Torsten Henke bleibt in Curslack!

Wer dagegen in der Oberliga bleibt, wissen wir nicht.


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