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19.09.2011
Rückblick: Höhenluft tut selten gut von Folke Havekost




Nun also Germania: Wir begrüßen bereits den siebten Spitzenreiter in einer äußerst abwechslungsreichen Oberliga Hamburg. Und hoffen, dass er sich wenigstens ein bisschen über den Sprung nach oben freuen kann. Gerade zwei Wochen ist es her, als wir glaubten, Germania Schnelsen würde Trainer Jens Paeslack sämtliche Freude am „beautiful game“ rauben. Zwar hatten seine Spieler Sasel 4:2 bezwungen, doch der einstige Profi ging hat mit ihnen ins Gericht, kanzelte sie regelrecht ab. Eine kleine Auswahl aus seiner Predigt: „Es fehlt die Laufbereitschaft und die Handlungsschnelligkeit bei einigen Spielern. Es krankt bei uns an der Einstellung. Was wir hier abgeliefert haben, war maßlos enttäuschend. Wir sind ja teilweise im Stehen eingeschlafen. Wir müssen dringend an uns arbeiten.“

Das mit dem Arbeiten scheint geklappt zu haben. Mit dem 2:0 bei Eintracht Norderstedt übernahmen die Germanen die Spitze, die selbstverständlich nur eine „Momentaufnahme“ ist, wie Paeslack versichert. Gemessen am Zornesausbruch nach dem Sasel-Spiel müssen solche Relativierungen bei seinen Schützlingen aber fast als Streicheleinheiten ankommen.

Widersprechen mögen wir Paeslack auch nicht. Nicht nur, weil er uns sonst vielleicht verbietet, vorm Spieltag noch mal kurz um die Häuser zu ziehen. Auch weil in der Oberliga Hamburg bisher ja tatsächlich ein munteres Tabellenführer-wechsle-dich-Spiel abläuft. Schnelsen hat von seinen acht Spielen immerhin drei nicht gewonnen, also 37,5 Prozent – eine Quote, die Klaus Wowereit vielleicht zum SPD-Kanzlerkandidaten gemacht hätte, in der Regel aber zu hoch für einen Tabellenführer ist.

Wenn der Papst am Donnerstag nach Deutschland kommt, fragen wir ihn gespannt, wem der Fußballgott eigentlich die Abteilung Oberliga Hamburg zur Bearbeitung überlassen hat. Als Matthäus schrieb: „So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten“, da meinte er wohl nicht unbedingt den Saisonverlauf in der Hamburger Eliteklasse. Aber fest steht auch: Höhenluft bekam den meisten Mannschaften bisher nicht so gut, die Spitzenposition scheint mehr Bürde als Zierde zu sein. „Auf Dauer gestellt“, wie es im technokratischen Neudeutsch so gerne heißt, wird in der Oberliga so gut wie nichts.

Zuletzt spürte dies Altona 93, das gegen den VfL Pinneberg durch ein frühes Tor von Sidiki Straub eigentlich einen Traumstart hinlegte, durch die folgenden drei Gegentreffer aber die Tabellenführung einbüßte. Das neuformierte AFC-Team spielt einen gefälligen Ball, ist im derzeitigen Entwicklungsstadium aber noch zu sehr auszurechnen – mindestens von einem gut auf- und eingestellten Gegner, wie es die Holsteiner waren. „65 Prozent Ballbesitz sind die eine Seite, brotlose Kunst die andere“, beschrieb VfL-Trainer Michael Fischer die Altonaer Spielweise. Nicht nur dagegen halten, sondern gewinnen konnte Pinneberg aber hauptsächlich, weil das Sturmduo Sören Badermann und Thorben Reibe an der Adolf-Jäger-Kampfbahn in glänzender Verfassung war. Pinneberg ist jetzt Vierter, Altona fiel auf Platz drei.

Zwischen dem neuen und dem bisherigen Tabellenführer rangiert ein „alter“ Spitzenreiter. Der SC Condor hat sich von der Heimniederlage gegen Buchholz erholt, atmete erleichtert auf, die Tabellenführung erstmal los zu sein und gewann in Billstedt, wie eine Spitzenmannschaft gerne mal gewinnt. Zweimal schlug Nils Roschlaub zu, das reichte für ein 2:1 beim Aufsteiger, der seinem Potenzial noch hinterher läuft. Vorwärts-Wacker-Coach Alexander Schäfke zeigte sich genervt von den mangelnden Lernfortschritten seiner Mannschaft, die „immer noch die selben Fehler“ mache.

Ganz neue und vollends ungewohnte Fehler macht Buchholz 08. Zwei Spiele gegen Aufsteiger, keine Punkte, keine Tore – auf das debakulöse 0:5 in Sasel unter der Woche folgte ein tristes 0:1 gegen Vier- und Marschlande. Und zumindest den Nordheidjern dürfte es ziemlich egal sein, ob sie nun durch einen Treffer von Damian Gelinski oder Marcel von Hacht verloren haben, die beide das Siegtor für sich reklamierten. Auf jeden Fall unterlagen sie einer Mannschaft, die zuvor zwei Spiele lang ernste Zweifel an ihrer Oberligatauglichkeit geweckt hatte. 1:4 in Halstenbek, 3:5 gegen Rugenbergen – nach solchen Resultaten setzt der geneigte Tipper nicht gerade auf einen Zu-Null-Auswärtssieg in Buchholz. Die Vier- und Marschländer sind der extreme Einzelfall dessen, was die Oberliga bislang im Ganzen ist: unberechenbar. Das Schönteich-Team ist im Guten wie im Schlechten das wechselhafteste Team der Liga.

Härtester Konkurrent um diesen Titel ist Mitaufsteiger Halstenbek-Rellingen, der gestern mal wieder einen guten Tag erwischt hatte. Einen sehr guten sogar, denn den SC Victoria schlägt man nun auch nicht alle Tage. „Das war wichtig, weil wir zuletzt einige Punkte liegen gelassen hatten und unter unserem Soll lagen“, atmete HR-Trainer Thomas Bliemeister auf. Manager Detlef Kebbe sprach allerdings auch von einem „teuer erkauften“ Sieg, denn Nils Matthiessen holte zwar den Elfmeter zum frühen 1:0 heraus, wurde dabei von Vicky-Keeper Dennis Wolf so gestoppt, dass wohl ein Bänderriss die Folge war. Für Victoria gab’s mehr als nur einen Wermutstropfen: 0:2 und zwei Rote Karten – nach einer trefflichen Startphase, in der sogar bei Germania Schnelsen gewonnen wurde, sind die Hohelufter ins Stocken geraten. Derzeit erscheinen auch sie unberechenbar.

Einzig verlässliche Kraft in aller Ungewissheit bleibt Curslack-Neuengamme. Am heimischen Gramkowweg wird gewonnen, auswärts ist dagegen nichts zu holen. Eine halbe Stunde lang sah dies bei Bergedorf 85 anders aus, doch schließlich brachten zwei exzellente Elstern-Einzelleistungen den 2:1-Sieg des Lokalrivalen auf den Weg. Ein gelungenes Heimdebüt für den neuen 85-Trainer Olaf Poschmann, der nach dem Derbysieg so gar nicht mehr über die schleppenden Verhandlungen reden wollte, die zu seiner Freigabe vom FSV Geesthacht geführt hatten. In Pinneberg war er arbeitsrechtlich bedingt noch der seitenliniennächste Nicht-Trainer der Oberliga, gegen Curslack musste er sich nicht mehr hinter Manager Bülent Tinas-Topal verstecken.

Spannend bleibt zu sehen, wie sich die Bergedorfer gegen den drohenden Punkteverlust am Grünen Tisch wehren werden – welche Anstrengungen die Elstern unternehmen, ihren 3:2-Erfolg über Victoria zu „behalten“, erlaubt auch Aufschlüsse darüber, wie ernst es mit dem Bergedorfer Bestreben ist, die Regionalliga anzuvisieren: eine Spielklasse, in der zurzeit – verkehrte Fußballwelt – der FC St. Pauli ganz unten, der HSV dagegen ganz oben zu finden ist.

Ganz oben war auch schon einmal der Niendorfer TSV, der nach der obligatorischen Tabellenführungskrise wieder in die Spur gefunden hat. Selbst eine „leidenschaftslose“ erste Hälfte, die Trainer Matthias Bub bemängelte, verhinderte das 3:0 beim SV Rugenbergen nicht. Sein Kollege Ralf Palapies übte sich in Selbstgeißelung und sprach von einer „Trainerfehlleistung bei der Zusammenstellung der ersten Elf“. Die Bönningstedter bleiben wohl erstmal unten, das 5:3 in den Vierlanden vor Wochenfrist hat keine Erfolgsserie ausgelöst.

Zweimal trafen am Wochenende Mannschaften aufeinander, deren Spieler nicht so rasch auf Höhenluftallergie untersucht werden müssen. Der Meiendorfer SV ist allerdings zu manch erstaunlichem Kraftakt in der Lage und gewann das Nordost-Derby gegen Buchholz-Schreck Sasel gleich mit 5:1. Selbst in Unterzahl durch einen umstrittenen Platzverweis gelangen dem MSV noch drei Treffer, die den Gegner auf seinem Achterbahnkurs steil bergab stürzen ließen.

Hatten die Saseler vor sechs Tagen im Nachholspiel als vorletzte Mannschaft den ersten Dreier eingefahren, wollte der einzig noch sieglose USC Paloma nicht mehr länger zurückstehen. Beim Kellerduell in Oststeinbek gewann der bisherige Letzte beim neuen Letzten mit 2:0 und präsentierte sich dabei überraschend gelassen. Haben die Tauben ihre lange gemeinsame Zeit in der Vorsaison genutzt, um mit dem Abstiegsgespenst Brüderschaft zu trinken? Die erstaunlich abgeklärte Vorstellung des Sager-Teams wurde jedenfalls belohnt. Und Oststeinbek wird es wenig trösten, dass das Team nicht nur in der noch jungen Saison bereits einen Tabellenführer gestürzt hat (beim 3:2 gegen Niendorf), sondern mit fünf Zählern aus acht Partien das beste Schlusslicht seit langem bildet.

Mit der Roten Laterne neu im Gepäck geht es für die Kohfahl-Elf am Freitag nach ... Schnelsen, der Letzte tritt beim Ersten an. So wie die Oberliga sich bisher präsentiert, können wir sagen: eine Begegnung mit offenem Ausgang. Vielleicht kommt’s nur darauf an, wer dann den Papst in seiner Tasche hat.



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