Matthias Dieterich (29) trat am 6. April - zunächst als Interimslösung - die Nachfolge des geschassten Andreas Prohn bei Eintracht Norderstedt an. Heute wurde vom Verein seine Vertragsverlängerung auch über diese Saison hinaus für die nächste Spielzeit bekannt gegeben (mit Stefan Siedschlag als Co-Trainer an seiner Seite). HAFO unterhielt sich mit dem dynamischen Bankkaufmann, der nach Benjamin Scherner (26, SCVM) nun zweitjüngster Oberliga-Trainer ist:


Hallo Matthias, willkommen im Club der Oberliga-Trainer! Hast Du damit gerechnet?
Matthias Dieterich: Rechnen konnte man damit sicherlich nicht, dennoch freue ich mich natürlich über das Vertrauen des Vereins in meine Person.

Du bist am vergangenen Samstag 29 Jahre jung geworden, dazu erstmal ganz herzlichen Glückwunsch nachträglich. Wie kommt man schon in so jungen Jahren zu einer Trainer-Karriere?
Ich bin von klein auf mit dem Fußball verbunden und man kann mich mit recht als "fußballverrückt" betiteln. Ich habe selber im Jugend- und Herrenleistungsbereich gespielt, habe aber mit Beginn meiner beruflichen Ausbildung mit dem Fußball aufgehört. Nach der Lehre habe ich mich dazu entschieden, als Trainer zu arbeiten und fand mit BW 96 Schenefeld einen tollen Verein, der mir im Jugendleistungsbereich die Möglichkeit gab, Erfahrungen zu sammeln. Letztes Jahr im April habe ich dann die B-Lizenzausbildung erfolgreich durchlaufen.

Donnerwetter. Wer war denn da so alles dabei?
Bekannteste Kursteilnehmer waren sicherlich Niclas Weiland (zuletzt Mainz 05) und Jeff Strasser, der Kapitän vom FCK und Gladbach, um nur zwei zu nennen.

Normalerweise könnte man ja denken, Du seiest noch zu jung für diese Aufgabe. Aber die meisten Deiner Spieler sind ja nochmal zehn Jahre jünger?!
Ich bin davon überzeugt, dass das Alter nichts über Qualität aussagt. Dies kann man übrigens auch 1:1 auf die Spieler übertragen.

Wie ist das Arbeiten mit dem „Kindergarten“?
Ich bin der festen Meinung, dass dieser "Kindergarten" über eine sehr hohe Qualität im Gesamtkader verfügt. Es ist ein absoluter Traum, mit so einer tollen Mannschaft zusammenarbeiten zu dürfen und ich genieße jeden Augenblick.

Befürchtest du nächste Saison einen Qualitätsverlust? Wie sieht die Kaderplanung aus? Als Abgänge stehen ja Marcel Kindler und Matthias Ribeau fest. Wird z.B. Stefan Siedschlag weiterspielen?
Nein, einen Qualitätsverlust befürchte ich nicht. Denn wir werden in den kommenden Wochen unsere Kaderplanung weiter vorantreiben. Wir sind in vielen Gesprächen und werden nur Spieler verpflichten, wenn wir wirklich davon überzeugt sind, dass Sie sowohl im sportlichen, als auch im menschlichen Bereich zu uns passen. Natürlich hätten wir gerne Spieler wie Marcel Kindler und Matthias Ribeau gehalten, wir wünschen jedoch beiden alles Gute für die Zukunft bei Altona 93, die sich auf zwei komplette Spieler freuen dürfen. Stefan Siedschlag wird ausschließlich als Co-Trainer fungieren und ich freu mich auch hier auf die Zusammenarbeit.

Zurück zur aktuellen Saison. Welche Ziele habt Ihr für die letzten fünf Punktspiele?
Auch wenn diese Floskel "platt" klingt denken wir wirklich nur von Spiel zu Spiel! Und somit werden wir unser Hauptaugenmerk nun auf das Auswärtsspiel bei Altona 93 legen.

Bisher hast Du zwei Siege (Sasel, Bergedorf) und eine Niederlage (Oststeinbek) auf dem Konto. Zufrieden?
Viel wichtiger als die Siege, ist die Art und Weise, wie die Mannschaft auftritt! Und mit dieser Entwicklung innerhalb der Truppe in den letzten Tagen bin ich zufrieden.

Insbesondere der spielerisch überzeugende 5:2-Sieg gegen Bergedorf am Sonntag dürfte ein wichtiges Kriterium für Deine Vertragsverlängerung gewesen sein. Erstmals in dieser Saison wurden fünf Treffer erzielt, was hast Du mit den Jungs gemacht?
Ich habe nur einen kleinen Anteil am Erfolg. Die Mannschaft hat schon im Training gezeigt, dass Sie unbedingt das Spiel gegen den Tabellenführer gewinnen wollte und gut gearbeitet. Wir haben bewusst die Flucht nach vorne angetreten und können zufrieden sein mit dem Ergebnis und noch mehr mit der gezeigten Moral nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:2.

Können wir also weiter so frischen Offensivfußball erwarten?
Meine grundlegende Philosophie von Fußball ist tatsächlich offensiv ausgerichtet. Jedoch werden wir natürlich von Spiel zu Spiel Anpassungen durchführen.

Am Freitag spielt Ihr bei Altona 93. Im Hinspiel gab es zu Hause eine deftige 0:4-Klatsche. Seid Ihr auf „Rache“ aus, oder werden alle wichtigen Spieler für das Pokalspiel geschont?
Wir werden trotz des bevorstehenden Pokalspiels eine Mannschaft aufbieten, die alles dafür tun wird, das Spiel positiv zu gestalten.

Am 1. Mai spielt Ihr bei Victoria um den Einzug ins das Pokalfinale. Eine unlösbare Aufgabe?
Für den gesamten Verein ist dieses Spiel ein großes Ereignis. Trotz des schweren Loses überwiegt bei uns in der Mannschaft die Vorfreude auf dieses Spiel und in einem Entscheidungsspiel ist alles möglich. Sicherlich geht Victoria nach der konstanten Rückrunde als leichter Favorit ins Rennen. Wir werden jedoch unsere Fähigkeiten in die Waagschale werfen und unseren Teil zu einem hoffentlich großen Spiel beitragen.

Die Statistik sieht auch gar nicht so schlecht für Euch aus. In den letzten Jahren habt Ihr an der Hoheluft immer gut ausgesehen (1:1, 5:1, 0:0, 1:0). Und mit „Harry“ Jurkschat hast Du ja einen Pokalsieger in Deinen Reihen, der weiß, wie es geht....
(lacht)...dann kann ja nichts mehr schief gehen!

Matthias, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die nächsten Spiele!