13.05.2012 Keine Freundschaftsgeschenke für die Tauben von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
SC Condor – USC Paloma 3:0 (2:0)
SC Condor: Kleinschmidt – Twardawa, Anders, Krohn, Lüdemann – Pawletta, Werwath – Theis (74. Skalnik), Flores, Eren (82. Carlson) – Roschlaub USC Paloma: Chergui – Savelsberg, Drews, Francke, Schröder (76. Jelting) – Lohfeldt (76. M. Tafese), Graf, Gottschalk (46. Chipenko), Albrecht – Gyimah, Galica Tore: 1:0 Krohn (17., FE), 2:0 Flores (31.), 3:0 Flores (87.) Schiedsrichter: Jan Hittig (SC Poppenbüttel): Machte alles richtig und konnte sich zudem auch auf seinen Assistenten Stephan Cornehl verlassen, der ihm alle Abseitsentscheidungen korrekt anzeigte. Beste Spieler: Roschlaub, Flores, Werwath – keiner Zuschauer: 180
Bayern-Fan Marco Krausz, der erst heute Nacht aus Berlin vom Pokalfinale (ernüchtert) zurückgekehrt war, hatte es schon vor dem Spiel befürchtet: „Wir wollten das Urteil gegen Oststeinbek eigentlich ausblenden. Wahrscheinlich brauchen wir diesen Druck des 100% immer gewinnen müssens. Das ist uns bisher ja auch immer gelungen. Aber Abstiegskampf ist eben nicht nur körperlich, sondern wirklich vor allem auch mental sehr anstrengend. Heute fehlten uns leider ein paar Prozent“.
Damit wäre eigentlich auch schon fast alles über die Partie gesagt, denn tatsächlich ließen die Tauben heute so ziemlich alles vermissen, was sie in den letzten Wochen auszeichnete. Erschöpft von der kräftezehrenden Aufholjagd in der Rückrunde, war nach dem Erreichen des Nichtabstiegsplatzes und der Drei-Punkte-Strafe gegen Oststeinbek ein deutlicher „Spannungsabfall“ zu bemerken, es wurde nicht mehr mit der letzten Konsequenz um jeden Meter gekämpft. Allerdings gehört Condor nun auch nicht gerade zur Laufkundschaft der Liga und ganz im Gegensatz zu manch anderen „Freundschaftsdiensten“ einiger Klubs hatten die Raubvögel heute nichts zu verschenken.
Vor allem Nils Roschlaub und Carlos Flores sprühten vor Spielfreude und waren von der USC-Abwehr nie in den Griff zu bekommen. „Roschi“ schlug aus aussichtsreicher Position zunächst ein Luftloch (4.), scheiterte dann am glänzend reagierenden Keeper Zakaria Chergui, der mit einem tollen Reflex das Leder mit einer Hand abwehrte (9.). Nach einem schlechten Zuspiel von John Gyimah in den Rücken von Dirk Savelsberg, der dabei auch noch ausrutschte, staubte Mehmet Eren auf Höhe der Mittellinie das Leder ab, nahm richtig Fahrt auf und dampfte mit vollem Tempo in den Strafraum, wo sich Sven Drews nur mit einem Foul zu helfen wusste. Den fälligen (und völlig berechtigten) Foulelfmeter verwandelte Alexander Krohn ganz sicher zum 1:0 (17.). Danach ein Spielzug zum Mit-der-Zunge-schnalzen: Flores wunderbar in den freien Raum auf Roschlaub, der steht fast „blank“ vor Chergui, schiebt aber quer zurück auf den inzwischen durchgestarteten Flores und der ohne Mühe in die Maschen (31.). Ein herrlicher Treffer der beiden Super-Techniker.
Paloma damit quasi schon geschlagen, auch wenn Visar Galica noch einen gefährlichen Schuss aus der Drehung abgab (37). „Der Rückstand zur Pause war natürlich völlig verdient“, so Krausz, „dennoch hätte ich gerne gesehen, wie das Spiel wohl gelaufen wäre, wenn wir in Führung gegangen wären“. Denn eine Szene wollen wir hier natürlich nicht unterschlagen: Beim Stand von 0:0 tankte sich André Lohfeldt schön auf der rechten Seite durch, passte in die Mitte auf Gyimah, der das Leder genial durch seine Beine zum besser Postierten Marc Albrecht durchließ – Lohfeldt hatte schon die Hände zum Jubel hochgestreckt - doch Albrecht verzog völlig freistehend aus 15 Metern (12.). „Da hatte er alle Zeit der Welt und kann sich die Ecke aussuchen“, haderte Krausz mit seinem Kapitän.
Der Pausentee hatte dann auf beide Teams beruhigende Wirkung – 20 Minuten lang wanderte der Ball nämlich ohne jegliche Torraumszene ausschließlich im Mittelfeld herum. Es folgten „die turbulenten fünf Minuten“, wie es Meik Ehlert hinterher formulierte. Savelsberg hämmerte den Ball aus 16 Metern halbrechter Position an die Latte, den Nachschuss von Galica entschärfte Sascha Kleinschmidt aus kürzester Distanz zur Ecke (67.). Kurz danach probierte es Miroslav Chipenko mit einem Fernschuss – Max Anders klärte auf der Linie. Doch die Gefahr war noch nicht gebannt, den hochsteigenden Ball erwischte Gyimah nämlich mit dem Kopf – an die Unterkante der Latte (71.). Ein Anschlusstreffer hätte womöglich die müden Lebensgeister der Palomaten geweckt, „aber heute hätten wir wohl noch Stunden spielen können, ohne ein Tor zu erzielen“, so der sichtlich geknickte Krausz nach der Partie („Ein Schei...-Fußballwochenende“). Danach verfiel die Begegnung wieder in den Status vor diesen wilden Szenen – Paloma konnte, Condor wollte nicht. Erst kurz vor dem Ende nochmal Aufregung: Matthias Werwath eroberte zweikampfstark den Ball und Flores nutzte sein Zuspiel um Chergui herumkurvend zum 3:0-Endstand (87.).
Punktspielstatistik (seit 1956) aus Sicht des Gastgebers: 36 Spiele: 13 Siege – 12 Remis – 11 Niederlagen, 53:49 Tore
Marco Krausz (Trainer USC Paloma): Auch in der Höhe ein absolut verdienter Sieg. Unsere Befürchtungen, dass wir uns von den Strapazen der letzten Wochen sowohl körperlich, als auch mental noch nicht erholt haben, sind heute leider eingetreten. Im Zeugnis würde hinsichtlich unserer ersten Halbzeit wohl „Nicht teilgenommen“ stehen. In der zweiten Halbzeit konnten wir uns dann auf „Teilgenommen“ verbessern, aber wenn man keine Tore schießt, kann man nicht vom Gegner verlangen, dass der das für einen übernimmt. Trotz aller freundschaftlichen Verbundenheit zwischen den beiden Teams haben wir hier nichts geschenkt bekommen, wie es vielleicht bei anderen Mannschaften der Fall ist. Aber davon waren wir auch nicht ausgegangen. Wir haben es leider nicht verstanden, unsere durchaus vorhandenen Möglichkeiten zu einem Torerfolg zu nutzen, um bei Condor eine gewisse Nervosität reinzubringen. Wir müssen nun dringend unsere Akkus wieder aufladen.
Meik Ehlert (Trainer SC Condor): Vor allem in der ersten Halbzeit war das von meiner Mannschaft eine sehr anständige Partie, danach haben wir es ein bisschen schleifen lassen. Dabei hatte ich in der Halbzeit noch vor einem Anschlusstor von Paloma gewarnt. Das es dann nicht so gekommen ist, hatte auch viel mit Glück und Latte zu tun, da waren ja wirklich fünf turbulente Minuten dabei. Nichtsdestotrotz ein schönes Gefühl, mal kein Gegentor zu bekommen. Das hatten wir lange nicht mehr.
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