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15.10.2012
Rückblick: Jagd auf Roter Oktober von Folke Havekost



Da reist man mal eine Woche an die Kurische Nehrung in Litauen, um sich von der turbulenten Hamburger Oberliga zu erholen, und verpasst gleich eine neue Bergedorfer Qualität. 2:1 gegen Halstenbek: Ein Sieg, der schon fünf Tage später gar kein Sieg mehr zu sein scheint, auch weil er 900 Kilometer entfernt von Litauen vom Litauer Jurijus Jeremejevas herausgeschossen wurde, an dessen Spielberechtigung der HFV-Spielausschuss zweifelt. Gegen Altona 93 durfte Jeremejevas ganz offiziell mitwirken, schoss kein Tor, aber der in letzter Minute von Tarik Cosgun erzielte 2:2-Endstand könnte den Elstern doch einen Zähler mehr einbringen als der Sieg gegen Halstenbek zuvor. Fortsetzung vor dem Sportgericht folgt, der grüne Tisch wird nicht zum ersten Mal zum regelmäßigen Nebentätigkeitsschauplatz für Balltreter.

Über Nebentätigkeiten und deren Offenlegung wird derzeit ja stark diskutiert, also weisen wir an dieser Stelle schon einmal darauf hin, dass wir in unserer Nebentätigkeit für den litauischen Fremdenverkehrsverein versuchen werden, das baltische Land möglichst unauffällig in diesen Oberliga-Rückblick zu schmuggeln. Transparenz muss schließlich sein. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, Litauen.

Litauen ist bekannt für seine außergewöhnlichen Leistungen in den Sportarten Basketball, Basketball und Basketball. 2003 wurden die Balten im Körbewerfen sogar Europameister, Fußball spielt da nur eine Nebenrolle. Nicht von ungefähr stand im Entwurf des Friedensnobelpreiskomitees zunächst: „In der ganzen Europäischen Union gibt es nur fünf Millionen Menschen, die sich nicht für Fußball interessieren: Drei Millionen Litauer und zwei Millionen Schleswig-Holsteiner.“

Der Satz hat es dann doch nicht in die endgültige Begründung der Preisvergabe an die EU geschafft – vermutlich, weil die hohen Damen und Herren ahnten, dass Eintracht Norderstedt sie schon am Sonnabend eines Besseren belehren würde. Das furiose 5:1 in Meiendorf ließ so stark wie noch nie in dieser Saison hoffen, dass die Holperstart-Phase von einer Durchstart-Phase abgelöst werden könnte. So wird Fußball auch in Schleswig-Holstein populär! (Litauens Fußballer haben in der WM-Qualifikation immerhin 2:0 in Liechtenstein gewonnen.)

Die Gastgeber hingegen wissen um ihre Lage, wollen sie ändern, aber wenn das so einfach wäre, wäre Fußball nicht so interessant. „Es mangelt an der Umsetzung“, befand Meiendorf-Coach Matthias Stuhlmacher, „über 90 Minuten die Konzentration zu halten, bekommen wir nicht hin“. 0:4 in Buchholz, 1:5 gegen Norderstedt – das klingt fast schon nach freiem Fall à la Felix Baumgartner. Wobei: 36 Kilometer in vier Minuten zurückzulegen, schafft wohl nicht einmal Norderstedts Blitzstarter Ivan Sa Borges Dju, der nach seiner Einwechslung immerhin sechs Minuten für zwei Treffer benötigte. 36 Kilometer auf dem Fahrrad in Litauen zurückzulegen, wir haben dies streng im Dienste der Wissenschaft herausgefunden, dauert übrigens auch länger als vier Minuten. Apropos:

Litauen ist abwechslungsreich. Seit der Unabhängigkeit 1990/91 ist noch keine Regierung in einem Urnengang bestätigt worden. Bei der gestrigen ersten Runde der Parlamentswahlen setzte sich das fort: Von 46 Prozent vor vier Jahren stürzte die Koalition auf etwa 25 Prozent ab. Im Vergleich zu litauischen Kabinetten hielt sich der FC Elmshorn recht lang auf einem begehrten Platz. Das 1:2 bei Barmbek-Uhlenhorst beendete jedoch (vorerst) die seit dem 16. September währende Regierungszeit der Holsteiner im Hamburger Fußball. „Nun werden wir sehen, wie die Mannschaft nach einem Negativerlebnis reagiert“, spekulierte FCE-Trainer Achim Hollerieth wenigstens auf einen bevorstehenden Erkenntnisgewinn. Die bislang letzte Oberliga-Niederlage der Kicker aus der Köllnflockenkapitale datierte immerhin auf den 5. Juni 2005, als der Buxtehuder SV sein Heimspiel 2:1 gewann.

Litauen ist international. In der drittgrößten Stadt Klaipéda (auch der Geburtsort von Jurijus Jeremejevas) ist jeder fünfte Bewohner Russe, so auch der Taxifahrer, der uns vom Bahnhof zum Fährhafen kutschierte und von seinen Aufenthalten in Stralsund und „Gamburg“ als Matrose zu Sowjetzeiten erzählte. Als ihm eine Fahrerin die Vorfahrt nahm, reagierte er nicht gerade galant, dafür aber polyglott: „Madame, car, problema“, analysierte er die Situation gleich in drei Sprachen.

Hätten wir damals gewusst, was sich Tage später an der Brucknerstraße abspielen würde – wir hätte selbstverständlich mit „Terre battue, goal, nema problema!“ gekontert, was im fein ausformulierten Hamburgisch so viel wie „Ne Bude auffem Grandacker, die machste doch mit links“ bedeutet. Marcel Rodrigues köpfte seinen ehemaligen und aktuellen Verein Buchholz 08 zum 1:0-Sieg bei seinem Zwischendurch-Klub USC Paloma, bei dem er ein halbes Jahr lang lernen konnte, wie das denn so geht mit dem Treffen auf rotem Untergrund (und dabei auch einmal gegen Buchholz traf).

Sein aktuelles Tor ermöglichte Buchholz 08 dank des Elmshorner Ausrutschers den Sprung an die Spitze. Ein Treffer reicht derzeit häufig gegen kämpfende, aber glücklose Tauben, deren Stürmer in der Luft hängen und deren Verteidiger sich verletzen. Eine Gala-Vorstellung brauchten die Buchholzer nicht abzuliefern. „Im Moment läuft es für uns, trotz der Ausfälle“, stellte 08Coach Thomas Titze fest und hakte dann nach: „Aber auch der Anfang der Saison war gut, als wir ja schon schlechtgeredet wurden …“

Falls Titze damit auch unsere vor fünf Wochen geäußerte Prognose („Der kommende Hamburger Meister rekrutiert sich aus dem derzeitigen Spitzentrio“) gemeint haben sollte, dass es nach Elmshorn, Schnelsen und Curslack kein weiterer Verein mehr an die Tabellenspitze schaffen würde, dann weisen wir höflich darauf hin, dass die Elmshorner sich die Führung im Tableau beim Nachholspiel gegen Rugenbergen ja zurückholen können (wenn auch erst am 3. Februar 2013). Und merken vorsorglich auch an, dass wir uns manchmal sogar über eigene Irrtümer freuen können.

Zwei Siege ohne Gegentreffer – dieser Monat steht jedenfalls ganz im Zeichen der rotgewandeten Nordheidjer. Der SV Rugenbergen, der so souverän wie unspektakulär 3:1 gegen Vierlande gewann, eröffnet am Wochenende in Buchholz die „Jagd auf Roter Oktober“. Das fast lautlose U-Boot aus Tom Clancys millionenfach verkauften und mit Sean Connery verfilmten Buch wurde erfolglos gejagt. Schaunmerma, ob 08 nach seinem Schleichen an die Spitze auch unbeschadet bleibt.

Litauen ist einzigartig. Rodrigues(se) hingegen gab es gestern gleich zwei, die ihre Farben zum Sieg schossen. Mit einem Lupfer über Curslack-Keeper Frederic Böse erzielte Jacques Rodrigues de Oliveira den 3:2-Endstand zugunsten Halstenbek-Rellingens. Curslack-Neuengamme verlor dadurch nach eigener Führung in vorletzter Minute das Spiel – genau wie bereits am Freitag Germania Schnelsen, die den SC Condor jubeln lassen musste. Ein Kopfball von Max Anders setzte einen Schlussstrich unter die Hoffnungen der Schnelsener, vielleicht selbst wieder auf Platz eins zu kommen.

Schöner als Treffer in vorletzter Minute sind eigentlich nur Treffer in letzter Minute – außer für den, der sie kassiert. Auch der SV Lurup verlor nach eigener Führung, in Überzahl sogar bot der Aufsteiger den Niendorfer Jokern Nick Scharkowski und Tim Schumacher (90. Minute) die Gelegenheit, aus einem 0:1 ein 2:1 zu machen und die Punkteausbeute im Kellerduell von null auf drei zu steigern. „Wir waren die bessere Mannschaft“, sagte der höchst erfreute Niendorfer Trainer Frank Hüllmann, „aber um so ein Spiel zu gewinnen, musst du bis zum Schluss arbeiten“.

Der VfL Pinneberg setzte diesem Schlussspurtspieltag sogar noch die Krone auf, indem er bei einem anderen Aufsteiger nicht nur in der 90. Minute, sondern auch noch in der Nachspielzeit traf. Der Bramfelder SV war zwar nicht mit Standards, dafür aber durchaus standardmäßig durch zwei Konter 2:0 in Führung gegangen. Die Holsteiner konterten mit Elfmeter und Freistoß und nahmen so doch noch einen unverhofften Punkt von der Ellernreihe mit. Da war der bislang so erstaunlich abgeklärte Neuling einmal (oder zweimal) nicht so erstaunlich abgeklärt – und schon blies ihm in der Oberliga ein harter Wind ins Gesicht. Wir erwarten allerdings nicht, dass der Gegenwind sich gleich zu einem Bäume entwurzelnden litauischen Ostseeküstensturm ausweitet.


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