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19.03.2016
Laaaaaaaaangweilig! von Mirko Schneider




vs.


TuS Dassendorf – SC Victoria 0:0

TuS Dassendorf: Lenz – Thomas, Warmbier, S. Atug, Brudler (69. Zmijak) – Aust – Nägele, Dettmann, Möller, Rikspun (46. Kurczynski) – Agyemang
SC Victoria: Grubba – Edeling, Rabenhorst, Wacker, Carouls – Ribeau, Strömer – Boock, Schmid – Rodrigues – Abdalla (74. Zschimmer)
Tore: Fehlanzeige
Schiedsrichter: Stephan Timm (SC Egenbüttel): fast fehlerlos und meist mit einem sympathischen Lächeln auf den Lippen unterwegs. Gut!
Beste Spieler: Thomas, Möller (1. HZ) – Carolus, Edeling
Zuschauer: 238

Eine der schlimmsten Erfahrungen des Schreibers dieser Zeilen vor dem TV-Bildschirm war das WM-Finale zwischen Brasilien und Italien am 17. Juli 1994 im kalifornischen Pasadena. 94.194 Zuschauer sahen im Rose Bowl Stadium 120 Minuten lang ein 0:0 der schlimmsten Sorte. Beide Mannschaften spielten mit überragender Raumaufteilung und 30 Meter jenseits der Mittellinie mit perfekter Abseitsfalle. Die Folge: 120 Minuten lang passierte vor den Toren quasi nichts. Dann siegte Brasilien 3:2 im Elfmeterschießen. Ich saß vor dem Fernseher und musste fast heulen, als irgendwelche Taktik-Experten dieses Spiel lobten. Für mich war es der ultimative Beweis, dass der schöne Fußball endgültig gestorben war. Und noch heute - 22 Jahre später - gilt für mich die Festlegung, dass Fußball eben auch Unterhaltung ist. Und Unterhaltung wird zuallererst mal geboten durch Torchancen.

Eben davon gab es heute in Dassendorf kaum welche zu bestaunen. 93.956 Fans weniger als damals in Pasadena sahen einen Kick, bei der die unterhaltungstechnischen Aspekte so wie 1994 dünner waren als die dünnste Haferschleimsuppe. Das lag hier allerdings nicht an der Perfektion der beiden Teams, sondern an wenig zielstrebigen Dassendorfern, defensiv ordentlich organsierten Victorianern – und einem Rasen*platz*, der das FußbballSPIELEN nahezu unmöglich machte. Stattdessen diskutierten mein geschätzter Kollege Andreas Killat und ich die Zweikampfstärke von Victorias Rinik Carolus, die guten diagonalen Flachpässe von Dassendorfs Finn Lasse Thomas in der Anfangsphase – und allerlei sonstige taktische Finessen, die vor allem ich mit meinem bescheidenem Fußballwissen erkannt zu haben glaubte.

Kurz wachten wir auf, als Victorias Julian Schmid aus spitzem Winkel verzog (10.), schliefen prompt fast wieder ein, bis das vor sich hin dösende Spiel in einer Szene für die bisherigen Verhältnisse kurz vor der Pause nahezu explodierte. Sven Möller, der einen ordentlichen Fernschuss in der 29. Minute neben das Tor gesetzt hatte und bei Dassendorf in Hälfte eins immerhin ein paar Bälle gut verteilte, spielte einen Freistoß diagonal auf den Kopf des sonst unsichtbaren Pacal Nägele. Der bediente Joe Warmbier in der Mitte und der schaffte es blank vor Tobias Grubba aus drei Metern tatsächlich, diesen anzuschießen (43.). Warmbiers spätere Aussage „Wir haben einen Punkt gewonnen und Victoria hat zwei verloren“ blieb vor diesem Hintergrund zwar richtig, hätte aber eben „Wir haben durch mein Tor gesiegt“ lauten müssen, wenn Warmbier diesen Tausendprozenter versenkt hätte.

In Hälfte zwei ging unsere Fachsimpelei dann weiter. Dassendorf spielte nun über die rechte Defensivseite Victorias, um Carolus auszuweichen. Bei Victoria taute Marcel Rodrigues in ein paar Szenen auf. Wäre Tarek Abdalla ein total unvernünftiger Stürmer, hätte er noch ein Foul begangen und Victoria hätte mit zehn Mann zu Ende spielen müssen. Ist er aber nicht. Niemand auf dem Feld, absolut niemand, schien die Geschichte des Spiels liefern zu wollen. Und eine Verlängerung war – dem Fußballgott sei Dank – ja ausgeschlossen. So mussten wir „nur“ bis zur 90. Minute durchhalten und die Feinheiten von Zweikampfführung, Laufwegen & Co. besprechen.

Den ersatzgeschwächten Gästen (ohne Marius Ebbers/Muskelfaserriss, Kangmin Choi /Wasser im Knie und Dennis Thiessen/Operatioan nach Ödem am Steißbein), die in Hälfte zwei aktiver wurden, konnte übrigens am wenigsten vorgeworfen werden. Sie standen recht gut und es wäre schon arg unfair gewesen, häte sich Thomas` abgerutschte Flanke ins Tor der Gäste verirrt (55.). Victoria fuhr sogar zwei exzellente Konter. Matthias Ribeau (Trainer Jasko Bajramovic: „Seine Stärken liegen leider nicht im Abschluss“) scheiterte frei vor Lenz (58.), Schmid verzog einen Heber aus spitzem Winkel völlig (60.). Dassendorf wurde nur noch zweimal durch Standards gefährlich. Möllers Schuss, der eh drüber geflogen wäre, parierte Grubba (77.), Warmbiers Hereingabe setzte der schwache Eric Agyemang aus schwieriger Position erwartungsgemäß neben das Tor (84.).

Das war`s? Jawoll, das war`s! Beide hatten sich auf einem Platz, auf „dem man nur sehr schwer Fußball spielen kann“ (Dassendorfs Trainer Thomas Hoffmann) wirklich bemüht und waren „zufrieden mit dem Punkt“ (Hoffmann/Bajramovic) – aber viel mehr gab es auch nicht zu berichten. Kein Roberto Baggio lag nach seinem Fehlschuss heulend auf dem Rasen. Niemand wollte mir dieses Spiel als Hochglanzprodukt verkaufen. Und mittlerweile weiß ich: Fußball stirbt nie. Amateurfußball sowieso nicht. Also ist dieses 0:0 jetzt schon abgehakt. Ich bin ja keine 16 mehr. Schönen Abend noch!


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