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04.11.2016
Landesliga Hansa: Der geniale Chris Mahrt von Mirko Schneider



vs.


Hamm United FC – FC Elazig Spor 4:2 (0:1)

Hamm United FC: Graudenz – R. Asante, Weber, Harrsen, Ahmadi – Suntic (85. Huremovic), Meier – Qayumi, Mahrt, Varela Monteiro – Ludin
FC Elazig Spor: Aslan – Sonay (60. Akdemirci), Al, Güler, T. Sbou – Youness Sbou, Pinto Ferro – Popalyar (70. Kurtul), Gesla, Youssef Sbou (76. Güngör) – Koura
Tore: 0:1 Koura (13., Vorarbeit Youssef Sbou), 1:1 Ludin (54., Mahrt), 2:1 Mahrt (65., Foulelfmeter), 2:2 Koura (76., Youness Sbou), 3:2 Ludin (78., Asante), 4:2 Suntic (80., Mahrt)
Schiedsrichter: Max Beyer (SC Vier- und Marschlande): insgesamt ein starker Auftritt mit nur wenigen Fehlern. Erkannte sehr gut die Schwalbe von Elazig Spors Lukasz Gesla im Hammer Strafraum und ahndete sie richtigerweise mit Gelb (16.), korrekter Foulelfmeter, exzellente Vorteilsauslegung vor dem 3:2. Einziger Fehler: Hätte nach Foul an Freydün Qayumi Hamm einen zweiten Strafstoß zusprechen müssen (70.).
Beste Spieler: Mahrt, R. Asante, Ludin – Koura
Zuschauer: 70.

Sportkommentator Erich Laaser hat beim Schreiber dieser Zeilen auf ewig einen Stein im Brett. „Ich habe den FC St. Pauli in dieser Saison oft gesehen, aber es muss diese Mannschaft zweimal geben. Die, die ich immer gesehen habe und die, die heute Abend hier am Millerntor gespielt hat.“ Mit diesen Worten beschrieb Laaser emotional und mitten in mein Herz in seinem Bericht für „ran“ am 6. Februar 2002 das Unfassbare: den 2:1-Sieg des FC St. Pauli gegen den FC Bayern München. Seitdem habe ich lange nicht mehr an Erich Laaser gedacht. Bis ich heute Christopher Mahrt spielen sah. In der Landesliga Hansa. Beim 4:2 gegen den FC Elazig Spor. Im Geiste Laasers gesprochen: „Ich habe Christopher Mahrt in dieser Saison oft gesehen, aber es muss ihn zweimal geben. Den Mahrt, den ich bisher gesehen habe und den, der heute an der Snitgerreihe phänomenal aufdribbelte.“

Undiszipliniert, lustlos, glücklos, bemüht – das sind die passensten Adjektive, um Mahrts bisherige Hinrunde treffend zu schildern. Da Mahrts Mitspieler einen ähnlich wenig berauschenden Mix aufs Feld brachten, wurde unter der Woche Ayhan Türkkan gefeuert. Uli Schulz, Hamm Uniteds Institution seit der Clubgründung, sitzt nun wieder auf der Trainerbank. Und der stellte Mahrt, eigentlich als Flügelflitzer bekannt, als Spielmacher auf. Schon in der ersten Halbzeit war der 27-Jährige Edeltechniker der beste Spieler im grünen Trikot. Doch seine Kollegen zogen nur in der schwungvollen Anfangsphase der Gastgeber mit. Christian Meier (3., Parade Adnan Aslan) und Samuel Ludin (7., vorbei) probierten rasch ihr Glück mit Fernschüssen. Den ersten Schock sollten sie durch die erste gelungene Kombination des Gegners zu verkraften haben. Youssef Sbou schickte Kalif Koura perfekt durchs Zentrum, welcher den herausstürzenden Samuel Graudenz überlupfte. Der Ball prallte vom Innenpfosten zurück, aber Koura war schneller als Sandjar Ahmadi und vollendete zum 0:1 (13.). Hamm fiel daraufhin wenig ein. Mahrt ordnete, verteilte die Bälle gut, feuerte an – aber es kamen letztlich wieder nur Fernschüsse dabei raus. Der in Halbzeit eins sehr schwache Danijel Suntic feuerte ein Geschoss aus 30 Metern knapp am Winkel vorbei (35.), Ahmadi knallte aus 25 Metern flach daneben (39.). Die Gäste hätten ihrerseits durch den in Hälfte eins sehr agilen linken Mittelfeldspieler Youssef Sbou erhöhen können. Erst scheiterte er auf Vorlage des Ex-Meiendorfers Omer Popalyar aus 14 Metern mit einem zu harmlosen Schuss (39.), dann mit einem weiteren aus einer ähnlichen Distanz aus spitzem Winkel nach einem Dribbling (42.). Die letzte Aktion des ersten Abschnitts gehörte Mahrt. Eine Vorlage von Leon Varela Monteiro schoss er hauchdünn aus der Drehung aus zwölf Metern vorbei (45.).

Dann gingen die Mannschaften in die Pause. Und als sie wieder rauskamen, hatte sich alles verändert. Nun spielte nur noch ein Team: Hamm United. Die Jungs vom Hammer Park steigerten sich allesamt und profitierten nun endlich von einem Chris Mahrt, der Solo an Solo, Körpertäuschung an Körpertäuschung, Traumpass an Traumpass reihte. Und einen Pfostenschuss aus kurzer Distanz nach Vorlage von Leonel Varela Monteiro verzeichnete, dessen Abpraller Ludin mit resolutem Einsatz gegen zwei Verteidiger ins Netz drückte (54.). Noch viel genialer das 2:1: 25 Meter vor dem Tor des FC Elazig Spor herrschte wirklich eine Menge Verkehr. Mahrt spielte den Ball trotzdem präzise wie an der Schnur gezogen durch die Reihen an den Elfmeterpunkt. Ludin bediente dort Varela Monteiro, der den auf der rechten Seite immer mehr aufdrehenden Robin Asante und dieser wurde – obwohl sein Haken ihn mit Ball aus dem Strafraum heraus geführt hätte – von Youness Sbou umgeholzt. Keine Frage, klarer kann ein Elfmeter nicht sein. Mahrt schnappte sich die Kugel und benötigte eine knappe Minute, um sie auf den Strafstoßpunkt zu legen. Ausgerechnet an dieser Stelle war der Kunstrasenplatz an der Snitgerreihe anscheinend uneben. Der Ball rollte immer wieder ein Stück weg. Hamms neuer Spielgestalter ließ sich nicht beirren und versenkte das Ding kühl und platziert flach im linken unteren Eck zum 2:1 (65.). Gefeiert wurde am Seitenrand mit vier Freunden, unter ihnen der verletzte Tammim Yousofzai, die Mahrt alle in die Arme schloss. „Das sind spezielle Brüder von mir. Ich habe versprochen, wenn ich einen mache, dann komme ich zu ihnen“, so der Torschütze.

Nach Ludins vergeber Chance zur Vorentscheidung (72.) kam allerdings überhaupt kein Hammer zu Gästestürmer Koura. Eine Freistoßflanke aus dem linken Halbfeld segelte an den Fünfer und Koura – vom Sechzehner eingelaufen – versenkte per Kopf unbedrängt zum jetzt schmeichelhaften 2:2 (76.).

Hamm schüttelte sich kurz und schlug zurück. Ausnahmsweise ohne seine Zaubermaus, dafür unterstützt durch eine starke Schiedsrichterleistung. Asante trieb den Ball über rechts übers halbe Feld und schien diesen nach einigem Ziehen und Zerren seines Gegenspielers zu verlieren. Die Gastgeber reklamierten schon, aber der Unparteiische Max Beyer wartete lieber noch den Pressschlag ab, den Asante mit letzter Kraft 20 Meter vor dem Tor halb im Fallen zustande brachte. Zum Glück! Der Ball flog mit viel Effet zentral vors Tor zur Sechzehnerlinie. Ludin ließ sich nicht lange bitten. Annahme, Flachschuss mit Karacho, 3:2 (78.). Nun wurde es Zeit für den Dirigenten, noch einmal den Taktstock zu schwingen. „Wenn er so richtig loslegt, können seine Gegenspieler nach Hause gehen“, sagte Amateurfußball-Original Behrend Schulz einst über Türkiyes Sascha De la Cuesta, als er noch die Bergedorfer Zuschauer an den Sander Tannen mit seinen Kabinettstückchen beglückte. Heute galten diese Worte für Mahrt. Suntic schickte ihn über links mit einem raumgreifenden Pass, Mahrt vernaschte seinen Gegenspieler höchst elegant (Ball links vorbei gespitzelt, rechts vorbeigelaufen) und legte von der Grundlinie zurück auf…Suntic! Der war einfach durchgelaufen und versenkte präzise in die lange Ecke. 4:2, das Spiel war entschieden. All das, was Mahrt neben der Beschreibung dieser Szenen mit seinen Gegenspielern anstellte, können wir hier gar nicht erwähnen. Es würde den Rahmen selbst eines Online-Berichtes sprengen. In der 90. Minute gelang ihm, dem Unstoppbaren, in Co-Produktion mit seinen Kollegen sogar fast ein dreifacher Doppelpass zum 5:2. Nur wenige Zentimeter fehlten.

Aber warum war Mahrt heute so gut? Heute so richtig Bock gehabt, Junge? „Ich habe immer Bock darauf, Fußball zu spielen. Vor diesem Spiel habe ich mir vorgenommen, mich ab jetzt einfach nur auf Fußball zu konzentrieren. Wenn ich das tue, kann ich richtig mit Spaß Gas geben auf dem Feld. Ob die Zehn meine neue Postion wird, müssen Sie Uli Schulz fragen. Aber die Zehn bringt mir Spaß. Ich denke, wir haben uns viel zu viele Gedanken gemacht in der Hinrunde über Dinge, die nicht wesentlich sind. Gemeinsam mit Uli Schulz und Jassi Huremovic werden wir da unten rauskommen“, sagte Mahrt.

Gästecoach Hüseyin Aydin gratulierte den Gastgebern, die für den kurz vor Schluss verletzten Suntic in ihrer Personalnot Manager Jassi Huremovic brachten (lautstarker Kommentar eines Zuschauers, der wohl von Huremovics Platz auf der Bank wusste: „Na, da isser` ja endlich!“), fair zum Sieg: „Hamm United war in der zweiten Halbzeit ohne Wenn und Aber die klar bessere Mannschaft und hat verdient gewonnen. Glückwunsch und Respekt vor dieser Leistung.“ Und Hamms neuer alter Trainer Uli Schulz gab als neues Saisonziel „einen einstelligen Tabellenplatz“ aus, bekannte, seine Spieler „nach dem Schlafwagenfußball in der ersten Halbzeit in der Kabine ein bisschen aufgeweckt zu haben“ und lobte Mahrt, den Helden der Partie: „Hat gut gespielt, der Junge! Es gab hier einige Schwierigkeiten mit ihm, aber ich kann mit solchen Jungs eigentlich immer ganz gut.“

Die Frage sei erlaubt: Wer nicht, wenn er so spielt? Daher wünsche ich mir den Rückrunden-Chris Mahrt, der bitte, wenn ich da bin, immer genau so spielen soll wie heute. Ich weiß, dass es zwei Christopher Mahrts gibt. Aber nach einem solchen Abend möchte ich nur den genialen Ballzauberer spielen sehen. Immer und immer wieder.


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