19.11.2016 Ein Feingeist und ein "geiler Fuß" lassen Dassendorf jubeln von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – FC Türkiye 2:0 (0:0)
TuS Dassendorf: Böse – Thomas, Lenz, S. Atug, Steinfeldt - Aust, Ladendorf – Nägele (90. Kerschke), Möller, Kurczynski (67. Cosgun) - von Walsleben-Schied (83. Akdogan) FC Türkiye: Braun – Pettersson, D. Barlak, M. Barlak, Dieckmeyer (77. Taflan) – Özkan, de la Cuesta – Tüysüz (70. Dzigbede), Baldé – Tüter, Ulaga (85. Weiß) Tore: 1:0 M. Barlak (53., ET), 2:0 von Walsleben-Schied (80.) Schiedsrichter: Philip Roedig (Altona 93): Sehr umsichtig, immer ein ruhiges Wort zur rechten Zeit: Einfach gut! Beste Spieler: Atug, Lenz, Möller, Ladendorf, von Walsleben-Schied – Baldé, D. Barlak Zuschauer: 152
Äußerst gemischte Erinnerungen hatte der amtierende Meister an den FC Türkiye. Denn einerseits gab es am 07.10.2007 gegen die Wilhelmsburger zwar mit 10:0 den dritthöchsten Heimsieg der fast 70jährigen Vereinsgeschichte, aber andererseits eben auch am 05.09.2010 mit 0:6 die höchste Heimniederlage der letzten 35 Jahre (siehe Statistik am Ende des Berichtes). Und auch heute passierte am Wendelweg quasi historisches, denn am 17. Spieltag gelang erstmals in dieser Saison eine Partie ohne Gegentor. „Hohe Laufbereitschaft, Kompaktheit, aggressive Zweikämpfe von der gesamten Mannschaft und endlich mal kein schwerer individueller Fehler“, erkannte Peter Martens als Hauptgründe dafür.
Dieser unbedingte Wille war – wie auch schon vor ein paar Wochen gegen Cordi – in der Tat vom Anpfiff weg seh- und spürbar. Das gesamte Team rannte sich die Lunge aus dem Leib, insbesondere Marcel von Walsleben-Schied, der wirklich jedem (!) Ball hinterherging und den Ballführenden attackierte, und Sven Möller sind hier zu nennen. „Mölli ist ja eigentlich der Feingeist bei uns, aber was der heute für eine Laufleistung gezeigt hat und wie er in die Zweikämpfe gegangen ist, das war schon klasse“, lobte Martens den Blondschopf völlig zu Recht.
Im ersten Durchgang wurde diese Intensität zwar noch nicht belohnt, aber es entwickelte sich eine sehr ansehnliche Partie für die Zuschauer. Beide Mannschaften suchten auf dem schweren Boden nach spielerischen Lösungen, wobei die Gäste vor allem defensiv anfälliger als sonst waren. „In der Breite fehlt es uns dann eben doch, das hat man heute gesehen“, stellte FCT-Coach Thorsten Bettin mit Blick auf die Ausfälle von Yapici, Löw und Mustafov fest. Die kurzfristigen Ausfälle bei den Gastgebern (Joe Warmbier mit - Zitat seiner Freundin Sabrina - „schwerer Männergrippe gegen den Tod ankämpfend“ und Rinik Carolus mit Polizeieinsatz bei der AfD-Demo) waren hingegen kaum zu merken.
Beide Teams hatten vor der Pause jeweils zwei Chancen: Möller aus spitzem Winkel gegen Keeper Tobias Braun (7.) und Marcel von Walsleben-Schied nach toller Vorarbeit von Kristof Kurczynski knapp am langen Pfosten vorbei (22.), sowie auf der anderen Seite Eliseu Baldé mit einem abgefälschten Distanzschuss (34.) und Onur Tüysüz nach einem perfekt vorgetragenen Konter (bei Eckball Dassendorf) und schönem Zuspiel von Tolga Tüter aus wenigen Metern über das Gehäuse (41.).
Tüysüz semmelt vorbei. Foto: Hanno Bode
Nach dem Seitenwechsel setzte sich der Schlagabtausch fort, Türkiye schon nach 30 Sekunden mit der Chance durch Tüter (nach genialer Vorarbeit von Baldé), der freistehend vor dem Tor zum „sicheren“ 0:1 abziehen konnte, aber in allerletzter Sekunde noch von Atug sauber abgegrätscht wurde (46.). Doch das Tor machten die Hausherren. Eckball Möller (der „Feingeist“), Kopfball Ladendorf und Mekan Barlak fälschte die Kugel unhaltbar ins lange Eck ab (53.). Fast eine Kopie der Szene eine Viertelstunde später: Wieder Ecke Möller, wieder Ladendorf mit dem Schädel, aber diesmal war Braun unten rechts zur Stelle (69.).
Die Gäste, dessen Trainer Bettin seinem Gegenüber Peter Martens vor dem Anpfiff („Wir kennen uns schon 40 Jahre, haben früher sogar gegeneinander gespielt“) zu dessen kürzlicher Hochzeit nachträglich eine Flasche Krim-Sekt überreichte (Martens: „Meine Frau trinkt nur Jägermeister – die Pulle haue ich mir heute Abend alleine rein“), blieben aber stets gefährlich. Und nach einer Ecke von Sascha de la Cuesta (insgesamt sehr unauffällig heute) hatte Emre Özkan die Gelegenheit zum Ausgleich, aber Freddy Böse rettete mit einer Faustabwehr (76.).
Die (Vor-)Entscheidung dann auf der Gegenseite: Marcel Lenz (Stadel) aus der Bedrängnis am eigenen Sechzehner heraus mit einem genialen Pass an die Mittellinie, wo sich Schied alleine auf den Weg machte und schließlich von der rechten Strafraumkante einen Zauberball über Braun hinweg im Netz versenkte (80.). „Weltklasse“, lobte sogar Bettin den Dassendorfer Stürmer, „das Ding war alleine das Eintrittsgeld wert“. Unbedingt ansehen ( http://www.fupa.net/tv/match/tus-dassendorf-fc-tuerkiye-wilhelmsburg-3574662-23199/tor-20-tus-dassendorf-80). Thomas Hoffmann dazu: „Geiler Fuß“!
“Geiler Fuß“ wird am Kopf getätschelt. Fotos: Hanno Bode
…und anschließend von der gesamten Bank gefeiert.
Das 3:0 verpasste kurz danach Onur Akdogan, der die tolle Vorarbeit von Cosgun nicht verwerten konnte und an Braun scheiterte (84.). So hätte es fast noch den obligatorischen Gegentreffer gegeben, aber Baldé spielte einen Konter schlecht aus und übersah den freistehenden Tüter.
Dassendorf holte damit 19 Punkte aus den letzten acht Begegnungen (6-1-1) - eigentlich gar nicht so schlecht, aber die Punktverluste in Curslack (0:1) und Süderelbe (1:1) taten mit Blick auf die Tabelle besonders weh. Denn genau diese fünf Punkte fehlen aktuell auf Spitzenreiter Concordia. „Wir sind jetzt auf Platz 1“, witzelte Sportchef Jan Schönteich dennoch – und schob leise „der Heimtabelle“ hinterher. Altona kann kommen (nächsten Samstag)!
Stimmen:
Thorsten Bettin (Trainer FC Türkiye): Der Sieg für Dassendorf geht in Ordnung, ist aber um ein Tor zu hoch ausgefallen. Das 2:0 muss man erstmal so machen, das war hohe Fußballkunst. Trotzdem Kompliment an meine Mannschaft, wir mussten heute einige Eckpfeiler ersetzen. Unsere erste Halbzeit war sehr überzeugend und wir hatten eine hundertprozentige Torchance nach dem Konter kurz vor der Pause. Wenn wir da in Führung gehen, kann das hier heute glaube ich auch anders ausgehen. Uns war bewusst, dass Dassendorf uns bei Standards körperlich überlegen ist und so kam es dann ja auch.
Peter Martens (Trainer TuS Dassendorf): Das war ein verdienter Sieg gegen eine schwer zu bespielende Mannschaft, die hier heute alles rausgehauen hat. Wir haben mannschaftlich geschlossen sehr gut und aggressiv verteidigt, alle haben hervorragend nach hinten gearbeitet. Die besten Chancen hatte Türkiye ausgerechnet nach unseren Eckbällen. Wir sind heute rundum zufrieden, insbesondere mit der Tatsache, dass es uns gelungen ist, endlich einmal ohne Gegentor zu bleiben. Türkiye wird bis zum Ende der Saison eine gute Rolle spielen und oben dabeibleiben. Insofern haben wir heute einen direkten Konkurrenten auf Abstand halten können.
Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 2000): 13 Spiele, 9 Siege, 2 Remis, 2 Niederlagen, 35:13 Tore
2007/08: 10:0 / 2:1 Landesliga Hansa 2009/10: 1:0 / 4:2 Landesliga Hansa 2010/11: 0:6 / 0:0 Landesliga Hansa 2011/12: 4:0 / 0:1 Landesliga Hansa 2012/13: 6:1 / 1:0 Landesliga Hansa 2015/16: 4:1 / 1:1 Oberliga Hamburg 2016/17: 2:0 / --- Oberliga Hamburg
Höchste Heimsiege TuS Dassendorf: 13:0 am 13.02.2016 gegen SV Lurup und 1995/96 gegen Billstedt Ay Yildiz 12:0 am 05.05.2007 gegen FC St. Georg-Horn 10:0 am 11.09.2011 gegen SV Este 06/70 und am 07.10.2007 gegen FC Türkiye und 1950/51 gegen TV Hohendeich
Höchste Heimniederlagen TuS Dassendorf: 1:12 gegen Hinschenfelder FC (1959/60) 1:11 gegen TSV Gülzow (1949/50) 0:8 gegen SV Hamwarde (1988/89) 1:8 gegen TSV Reinbek (1954/55) 0:7 gegen MSV Hamburg (1980/81) 0:6 am 05.09.2010 gegen FC Türkiye
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