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26.02.2017
"Das Leben geht weiter" von Mirko Schneider




vs.


Klub Kosova – Altona 93 1:7 (0:6)

Klub Kosova: Eminovic – Fernandes Silva, Streib, da Silva (46. Groenhagen), Ademi – Krefta, Kepceoglu – Oruk (46. Krasniqi), Sinani – Galica (46. Pedroso-Bussu), Arboleda Sanchez
Altona 93: Grubba – Yilmaz, Aniteye, Novotny, Aretz – Thiessen, Corrreira Ca – Stolzenburg, Pfeifer (54. Buzhala) – Kunter (76. Körner), Brisevac (56. Schiavone)
Tore: 0:1 Correira Ca (5., Vorarbeit Stolzenburg), 0:2 Kunter (9., Thiessen), 0:3 Brisevac (13., Foulelfmeter, Ademi an Stolzenburg), 0:4 Novotny (19., Brisevac), 0:5 Brisevac (29., ohne Vorarbeit), 0:6 Kunter (32., Yilmaz), 0:7 Thiessen (65., direkter Freistoß), 1:7 Kepceoglu (82., direkter Freistoß).
Schiedsrichter: Adrian Höhns (TuS Dassendorf): Ab und an sehr großzügig in seiner Linie. Der Foulelfmeter war absolut berechtigt. Insgesamt mit gewohnt guter Leistung.
Beste Spieler: keiner – Brisevac, Pfeifer, Stolzenburg, Kunter, Aretz
Zuschauer: 230.

Hamburg ist bekannterweise keine Karnevalshochburg. Das ist erfreulich. Außer für den Klub Kosova. Denn wäre unsere schöne Hansestadt von Narren und Jecken bevölkert, fiele die Erklärung des heutigen Heimauftritts gegen Altona 93 ganz leicht. Sie ginge so: Die letztjährige Oberligamannschaft des SV Lurup verspürte ganz doll Heimweh nach der Atmosphäre in der höchsten Hamburger Spielklasse. Jede Woche fußballerisch dilettantieren und sich die Hucke vollhauen lassen – ein unwiderstehliches Gefühl. Also fassten Michael Glamann & Co. einen Plan: Ein letztes Mal Oberliga sollte es sein. Da gerade kein bankrotter Club in der Winterpause mit Angeboten um die Ecke kam, beschlossen sie, das Heimspiel des Klub Kosova gegen Altona 93 zu kapern. Sie entführten die Akteure der Gastgeber, streiften sich an ihrer Stelle die Trikots des stolzen Aufsteigers über und absolvierten unter den Augen von ihrer „Fußballkunst“ geschockter Fans ihr letztes großes Hurra.

Das wäre wenigstens witzig gewesen. Was sich heute – vor allem in der ersten halben Stunde – an der Dratelnstraße abspielte, war stattdessen peinlich für die sportlichen Ambitionen der Gastgeber. Im Profibereich würde eine solche „Leistung“ zu Busblockaden führen und der Manager müsste am Sonntagmorgen im Doppelpass von einer „durchwachten Nacht“ berichten und medienwirksam Entschuldigungen für eine solche Darbietung unters Volk bringen. 0:6, in Worten null zu sechs, stand es nach 32 Minuten Spielzeit. Selbst Profi-Pessimisten hätten dies nicht voraussehen können. Kosova trat nämlich ohne alles an. Ohne Defensiv- und Offensivverhalten, ohne Laufewege, ohne Mumm, ohne…die Aufzählung ließe sich endlos fortführen. Und Kosova traf eben mit Altona 93 auf einen Gegner, der besonders in Hälfte eins richtig Lust verspürte, die Kontrahenten, die keine waren, wie Schuljungen vorzuführen.

Los ging es in der vierten Spielminute. Altona griff über links an, Vincent Aretz schickte Chris Pfeifer, welcher an die andere Sechzehnerseite flankte. Max Stolzenburg passte volley und direkt auf Eliezer Correira Ca, der den Ball nahe des Elfmeterpunktes annahm und mit einem hübschen Scherenschlag zum 0:1 versenkte. Gegenspieler? Gegenwehr? Nicht wirklich! Neunte Minute: Hanebüchener Ballverlust von Kosova im Aufbauspiel nach schwachem Pass von Mert Kepceoglu auf Patrick Fernandes Silva. Pass von Altonas Dennis Thiessen auf Pablo Kunter, der frei vor der Kiste, lange Ecke, 0:2. Kaum das Tor getickert, schon ging es weiter. 13. Minute: Kosovas Torwart Muhedin Eminovic greift sich eine harmlose Flanke unter Raunen der Fans im zweiten Nachfassen. Steht wieder auf, wirft einem eigenen Spieler den Ball an den Rücken! Stolzenburg holt sich die Kugel, vernascht an der Eckfahne Berat Ademi, dringt in den Sechzehner ein, Ademi läuft ihm in die Hacken, Elfer. Nick Brisevac haut ihn rein, 0:3. 19. Minute: Freistoß aus dem linken Halbfeld von Capitano „Brise“ auf den Elferpunkt. Jan Novotny köpft, unbehelligt von einer staunenden kosovarischen Spielertraube, locker ins lange Eck, 0:4. 29. Minute: Erste Jubel-SMS machen auf der Anlage die Runde, Kosova hat seit zehn Minuten kein Gegentor kassiert und wird es auch jetzt nicht, denn Fernandes Silva hat den Ball, aber was ist das? Er passt ihn von der rechten Außenlinie 40 Meter vom Tor entfernt an den Sechzehner zu Brisevac. Der Altonaer Spielführer trabt gerade aus dem Abseits. Verdutzt nimmt er den Ball an, genießt die zehn Sekunden Zeit, um den Keeper auszugucken und trifft stramm links oben zum 0:5. 32. Minute: Abduallah Yilmaz schickt Kunter mit einem langen Ball. Eigentlich zu lang. Kosovas Innenverteidiger Viktor Streib ist eher da, unterläuft die leicht zu berechnende Kugel jedoch mit einer Slapstick-Bewegung. Kunter schiebt seinen Körper vor ihn und löffelt den Ball ins kurze Eck, 0:6! Hektik bei den Journalisten. Die Handys werden eifrig auf ihr Wissen um das höchste Oberliga-Debakel in dieser Saison befragt. Schafft Altona den Rekord?

Spielen aus einem Guss tun sie weiter, aber Brisevac verpasst frei vorm Tor das 0:7 (35.). Kosova, bis dahin nur durch zwei ungefährliche Schüsse von Visar Galica offensiv aufgefallen, rafft sich tatsächlich gegen Ende der ersten Halbzeit kurz auf. Galica (39.) und Yiner Arboleda Sanchez (41.) vergeben kläglich nach ordentlichen Angriffen beste Schusspositionen.

Die zweite Halbzeit bringt zunächst ein besonderes Schmankerl. Marco Schiavone wird eingewechselt. Altonas Geburtstagskind wird zu seinem 21. Ehrentag von den mitgereisten Fans mit „Happy Birthday, lieber Marco“ begrüßt. Altona schaltet nun zwei Gänge zurück. Für Kosova reicht es noch locker. 65. Minute: Altonas Trainer Berkan Algan und Manager Andreas Klobedanz fordern bei einem Freistoß am Sechzehner ihre Spieler auf, den unter der Woche geübten Dreistoßtrick auszuprobieren. Einer hebt an, der andere schießt volley. Lange sieht es auch so aus. Dann aber schlenzt Thiessen den Ball lieber über die Mauer direkt rein zum 0:7. Algan launig: „Den wechsele ich gleich aus.“

Der eingewechselte Milaim Buzhala trifft per Kopf den Pfosten (75.), vergibt zu eigensinnig (79.) und zielt knapp vorbei (87.), Schiavone belohnt sich nicht mit einem Geburtstagstor (85.). Sein Schuss ist nur ein Schieber. Kosova schafft dafür das Ehrentor. Kepceoglu mit einem abgefälschten Freistoß (82.) zum 1:7. Puh, das 0:7 von Süderelbe bei Vicky nicht eingestellt. Noch mal Glück gehabt.

Schließlich ist Schluss. Ein völlig aus den Fugen geratenes Kosova spielt in Hälfte zwei – Helau – 1:1 gegen Altona 93. „Das ist das einzig Positive an diesem Tag“, sagt Präsident, Manager und Trainer Arton Mazrekaj. In der Kabine habe er zu seinen Jungs in der Halbzeit hauptsächlich gesagt: „Das Leben geht weiter.“ Das müssen seine Spieler als Drohung für ihr fußballerisches Selbstwertgefühl empfinden. Sofern sie sich nicht bereits gedanklich in der Landesliga Hansa befinden, sollten sie sich ganz schnell zusammensetzen und durch diesen Auftritt an der Ehre gepackt fühlen. Mazrekaj weiter: „Es war nicht die schlechteste Saisonleistung heute. Wir hatten schon andere Spiele mit vielen Aussetzern.“ Mag sein, aber wenn das heute nicht die schlechteste Saisonleistung war, so ist diese hoffentlich nicht bald zu besichtigen.

Altonas Trainer Berkan Algan schwor seine Spieler im Kreis schon einmal auf den SC Victoria ein, lobte vor den Journalisten die Leistung in Hälfte ein, kritisierte hinterher die zweite Halbzeit als „schlecht“. Und sagte wenig überraschend: „Weiterhin ist es so, dass wir sehr gerne gewinnen – und ungerne verlieren.“ Wäre jede Woche Kosova in dieser Verfassung der Gegner, würde Altona 93 vielleicht in bester Stimmung zum Karnevalsverein mutieren. Schließlich stünde der Durchmarsch in die Champions League bevor.


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