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23.04.2017
Ein Sieg der Moral von Andreas Killat


präsentiert:


vs.


SC Condor – Wedeler TSV 4:3 (0:1)

SC Condor: Kleinschmidt – Theis, Krohn (84. Bulut), Anders, Künkel – Mellmann – Blunck (62. Weiser), Iscan, Özalp – Flores (86. Lüdemann), Martens
Wedeler TSV: Marten – Najjar, Özel, Jorma Eggers, Hayran – Steinecke, Voorbraak (69. Richter) – Hinze, Jan Eggers (62. Yayla), Pinarlik – Agyemang (78. Celic)
Tore: 0:1 Jan Eggers (9.), 0:2 Hayran (55.), 1:2 Iscan (64.), 1:3 Agyemang (77.), 2:3 Martens (80.), 3:3 Weiser (88.), 4:3 Theis (90.)
Rote Karte: Anders (54., Notbremse)
Schiedsrichter: Murat Yilmaz (FC Türkiye): Licht und Schatten. Die Rote Karte war berechtigt, viele andere Entscheidungen nicht (beurteilte die Zweikämpfe nicht immer auf beiden Seiten gleich).
Beste Spieler: Mellmann, Iscan, Weiser – Jan Eggers
Zuschauer: 98

Satte 44 Jahre (!) ist der Wedeler TSV sieglos am Berner Heerweg, konnte in den letzten 15 Jahren zudem nur einen einzigen Treffer erzielen (siehe „Historie“ am Ende des Berichtes). Und auch heute, im 13. Versuch seit 1973, konnten die Gäste die schwarze Serie nicht durchbrechen, obwohl sie bis zehn Minuten vor dem Ende alle Trümpfe in der Hand hielten.

Es war eine Partie, wie man sie nicht alle Tage erlebt. Schon vor dem Anpfiff wollten sich Jörn „Krümel“ Großkopf und Olufemi Smith scherzhaft auf ein 5:5 (!) einigen – und ahnten da noch nicht, wie dicht sie damit an der Wahrheit liegen würden. Allein die Raubvögel hätten in der ersten Halbzeit ohne Untertreibung sechs Tore erzielen können – lagen aber durch einen Sonntagsschuss 0:1 hinten. „Das ist komplett verrückt, was wir an Großchancen verballern. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Spiele“, so ein zur Halbzeit noch schwer enttäuschter Christian Woike:

- Traumpass Alexander Krohn über 50 Meter (!) in den Lauf von Jannick Martens, der jedoch auf dem Weg zum sicheren 1:0 noch ganz stark von Jorma Eggers am Fünfmeterraum abgegrätscht wird (4.)

- Mike Theis auf Carlos Flores, der freistehend aus 14 Metern an Keeper Niklas Marten scheitert (13.)

- tolles Zuspiel von Flores in den Lauf von Michel Blunck, der frei durch ist und sich die Ecke aussuchen kann, aber am herauszuckenden Fuß von Marten scheitert (14.)

- Freistoß Kevin Mellmann, Flores köpft ins kurze Eck, wo erneut Keeper Marten mit einem Reflex zur Stelle ist und das Leder noch an die Latte lenken kann (22.)

- Theis setzt sich über rechts durch und legt quer in die Mitte: Flores hämmert den Ball nur an den Außenpfosten (24.)

- Blunck marschiert ebenfalls über rechts durch und legt zurück in den Rückraum, wo Martens aus 12 Metern freistehend am Tor vorbei schießt (27.)

- Freistoß Mellmann, Özalp steht frei vor Keeper Marten, kommt aber nicht an ihm vorbei (30.)

- Freistoß Mellmann aus 23 Metern: Zentimeter am Giebel vorbei (32.)

- Iscan mal über links, ans Außennetz (37.)

Wer mitgezählt hat, kommt auf neun (!) Topchancen für die Hausherren. Aber das Tor machen die Gäste: Jan Eggers mit einem satten Knaller aus 30 Metern (mit links!), der sich für den etwas zu weit vor seinem Kasten stehenden Sascha Kleinschmidt unhaltbar in den Winkel senkt (9.). Ein echtes Traumtor. Und so ungerecht kann Fußball sein.

Nach dem Seitenwechsel schwächten sich die Raubvögel zudem noch selbst: Max Anders vertändelt als letzter Mann leichtfertig das Leder und hält dann Jan Eggers fest: Rote Karte (54.). Und als „Krönung“ oben drauf schlägt der daraus resultierende Freistoß von Sonay Hayran aus 20 Metern auch noch zum 0:2 ein (55.). Da war sie wieder, die Geschichte mit dem Pfifferling, den man nun nicht mehr auf Condor geben/wetten wollte. Doch trotz dieser Nackenschläge machten die Oldenfelder ungebremst weiter. Erst setzte Mellmann einen Freistoß aus 18 Metern an die Latte (62.), dann markierte Iscan nach schöner Vorarbeit von Flores und Nico Weiser den Anschlusstreffer zum 1:2 (64.). Endlich belohnt!

Aber die aufkeimende Hoffnung, auch in Unterzahl etwas mitzunehmen, wurde jäh zerstört: Tolle Flanke von Emre Yayla von der Eckfahne ins Zentrum, wo Goalgetter Eric Agyemang mit perfektem Timing hochstieg und zum 1:3 einköpfte (77.). Das war’s dann ja wohl endgültig. So schien auch WTSV-Trainer Jörn Großkopf zu denken und nahm Agyemang direkt nach dem Tor vom Feld.

Es war deutlich zu spüren: Die Gäste wähnten sich in Sicherheit. Ein deutlicher Spannungsabfall und Unkonzentriertheiten im gesamten Abwehrverhalten waren die Folge. Martens durfte sich nach feiner Vorarbeit von Weiser am Fünfmeterraum fast ungehindert um seine eigene Achse drehen und zum 2:3 einschießen (80.). Geht da noch was? Ja!

Wie schon beim Hinspiel (Déjà-vu!) drehten die Raubvögel in den letzten Minuten einen 2:3-Rückstand durch zwei Eckbälle noch zum 4:3-Sieg. Und zwar wieder in der 88./90. (exakt wie beim Hinspiel). Weitere Parallele: Auch damals hatte Agyemang den dritten Treffer für Wedel erzielt (sogar fast zeitgleich wie heute: 74. vs. 77). Verrückte Fußballwelt. Doch zurück zur Gegenwart, die für Condor getreu den Vereinsfarben golden glänzte: Ecke Iscan und Matchwinner Nico Weiser brachte irgendwie seinen Körper in den Ball und bugsierte ihn mit dem Rücken (oder der Hüfte?) zum Ausgleich über die Linie (88.). Wahnsinn. Aber noch nicht das Ende. Weiser holt einen letzten Eckball raus. Iscan spielt diesen flach (!) hinein und Theis steht am Fünfmeterraum völlig frei und vollendet zum 4:3-Glück (90.). Tollhaus! Was für ein Jubel, was für eine Moral.


Jubeltraube nach dem 4:3. Foto: Niklas Heiden ( www.amateur-fussball-hamburg.de )

Woike: „Ich hebe ja sehr selten einen Spieler heraus. Aber heute hat Nico Weiser nach seiner Einwechslung unbekümmert Fußball gespielt und das hat uns sehr gut getan. Das hat er richtig gut gemacht. Er ist ein ganz junger Kerl, der aus unserer A-Jugend kommt und sich nach einer schweren Verletzung Stück für Stück wieder herangekämpft und sich heute belohnt hat“.

Für Wedel blieb da nur die Rolle des tragischen Helden, der durch zwei „Murmeltore“ und ganz schlechte Abwehrarbeit den sicheren Sieg noch aus der Hand gab. Der zweite Anzug passt eben (noch) nicht, das war heute offensichtlich. „Die Spieler aus der zweiten Reihe, die heute mal eine Chance bekommen haben, drängen sich damit natürlich nicht gerade auf“, umschrieb es Liga-Manager Frank Ockens noch recht freundlich.


Stimmen:

Jörn Großkopf (Trainer Wedeler TSV):
Glückwunsch an Condor und meine vielen alten Kollegen aus meiner aktiven Zeit (Bub, Krausz, Koch, Smith, Woike). Das Spiel heute kann man in drei Phasen unterteilen: In den ersten 30 Minuten führen wir zwar 1:0, müssen aber eigentlich mit 1:4 im Rückstand liegen. Da hat Condor mehrere hundertprozentige Chancen nicht gemacht. Danach haben wir besser ins Spiel gefunden und nach der absolut verdienten Roten Karte und dem 2:0 bzw. dem 3:1 sprach alles für uns. Das müssen wir dann in Überzahl viel besser ausspielen, aber man hat gesehen, dass bei einigen die Spielpraxis fehlt. Da wurden Fehler gemacht, die dürfen nicht passieren. Wenn man nach zwei Eckbällen solche Gegentore kriegt, hat man selber schuld. Trotz allem gehe ich nicht böse nach Hause. Wir spielen insgesamt eine sehr anständige Saison. Nächste Woche wollen wir Pinneberg schlagen, dann bleibt die Welt in Ordnung.

Christian Woike (Trainer SC Condor):
Auch wir haben uns gefreut, alte Weggefährten wiederzusehen. Es war heute ein Spiegelbild der letzten Partien. Wir müssen gegen Vicky und Altona das Spiel genauso beerdigt haben, wie auch heute. Bis zur 27. Minute hatten wir fünf Hochkaräter, liegen aber mit dem einzigen Schuss des Gegners 0:1 zur Halbzeit hinten. In der Halbzeitansprache habe ich in viele traurige, enttäuschte Gesichter geguckt, wenn man zum dritten Mal in Folge so einen Spielverlauf hat. Die Rote Karte war komplett selbst verschuldet. Das war sozusagen der Gipfel unserer Defensivleistung diese Saison. Zusammen mit dem 1:3 waren das zwei Nackenschläge, von denen Du Dich normalerweise nicht erholst. Aber heute war es dann mal soweit und wir haben eine tolle Antwort gefunden. Das war ziemliches Harakiri von uns, mit Leuten auf Positionen, die sie selbst bis heute gar nicht kannten. Ein sehr glücklicher Sieg von uns, klar. Aber eben auch eine tolle Moral. Und es hat sich mal wieder gezeigt, wie wichtig Standards sind. Ich freue mich sehr für die Jungs, weil sich die letzten beiden Niederlagen doch sehr ungerecht angefühlt haben.


Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 28 Spiele: 17 Siege, 4 Remis, 7 Niederlagen, 66:45 Tore

1972/73: 1:2 / 0:7 Amateurliga Hammonia (= LL)
1973/74: 2:1 / 0:3 Amateurliga Hammonia
1974/75: 4:1 / 1:2 Amateurliga Hammonia
1997/98: 1:1 / 3:3 Verbandsliga Hamburg
1998/99: 5:0 / 1:3 Verbandsliga Hamburg
1999/00: 2:1 / 1:0 Verbandsliga Hamburg
2001/02: 4:1 / 5:2 Verbandsliga Hamburg
2002/03: 0:0 / 6:2 Verbandsliga Hamburg
2004/05: 4:0 / 0:3 Verbandsliga Hamburg
2005/06: 2:0 / 1:1 Verbandsliga Hamburg
2006/07: 4:0 / 3:1 Hamburg-Liga
2009/10: 2:1 / 1:4 Oberliga Hamburg
2010/11: 4:0 / 1:0 Oberliga Hamburg
2016/17: 4:3 / 4:3 Oberliga Hamburg

Historie:
Erstmals zu einem Punktspiel trafen beide Klubs in ihrer Vereinsgeschichte am 22.10.1972 in Wedel aufeinander – und es wurde ein Desaster für die Raubvögel (0:7). Auch das Rückspiel am 11. März 1973 verlor der SC Condor auf heimischer Anlage mit 1:2 (siehe Abendblatt-Artikel).

Doch seither – also seit 44 (!) Jahren – wartet der WTSV auf einen Erfolg am Berner Heerweg! Nach 12 erfolglosen Versuchen (0-2-10) und nur einem (!) Treffer in den letzten 15 Jahren (am 28. Mai 2010 durch Geoffery Hansen zur 1:0-Halbzeitführung) sollte es heute im 13. Anlauf endlich klappen – und es sah bis zehn Minuten vor Schluss auch gut aus, kam dann aber doch wie immer.


Aus dem Hamburger Abendblatt vom 12.03.1973


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