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19.04.2019
Pokal: Erst brummt der Schädel, dann schlägt Lüneburg doppelt zu von Andreas Killat





Halbfinale


von Jan Schubert


vs.


TuS Osdorf – FC Eintracht 03 Norderstedt 0:3 (0:0)

TuS Osdorf: N. Schmidt – Collet (72. T. Krause), R. Schmidt, Jobmann, Schlumbohm – M. Eren, B. Krause – Hüttner, Spranger (79. Kukuk), Amoah (63. Ude) – Wachter
FC Eintracht 03 Norderstedt: Höcker – Marxen, Coffie, Bojadgian, Kummerfeld – Koch – Büyükdemir, Meien, von Knebel, Brüning (67. Facklam) – Lüneburg (74. Veselinovic)
Tore: 0:1/0:2 Lüneburg (48./60.), 0:3 Meien (90.+1)
Schiedsrichter: Konrad Oldhafer (SC Poppenbüttel): Wenn ein Referee nach einer durchaus hitzigen Anfangsphase weitestgehend souveränes Beiwerk bleibt in einem emotional aufgeladenen Pokal-Halbfinale, ist das eine Aussage. Vertat sich möglicherweise bei Gelb für Marcus Coffie, der einfach nur neben dem mosernden Antonio Ude stand (85.).
Beste Spieler: R. Schmidt, N. Schmidt – Lüneburg, von Knebel, Büyükdemir
Zuschauer: 1.300

Erinnern Sie sich noch an das DFB-Pokalfinale 1982? Damals erlangte Bayerns Sturmhirte Dieter Hoeneß so etwas wie Legendenstatus. In einem Luft-Zweikampf mit dem Nürnberger Verteidiger Alois Reinhardt zog sich der Sturmriese noch in Durchgang eins eine klaffende Platzwunde am Schädel zu, musste in der Kabine von Kult-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zusammengeflickt und mit zwei Stichen genäht werden. Zu allem Überfluss lag der FCB gegen den „Club“ zur Pause sensationell 0:2 hinten – doch Hoeneß wankte mit einem formschönen Turban ums lädierte Haupt zurück auf den Platz, war am 1:2 und 3:2 seiner Bayern mitbeteiligt, bevor sich der sechsmalige deutsche Nationalspieler in der 89. Minute noch einmal hochschraubte und – jaja, die Jüngeren ahnen es – per Kopf den bajuwarischen Cup-Erfolg zum 4:2 endgültig sicherte.

Fast auf den Tag genau 37 Jahre später kann sich Jan Lüneburg, obwohl der 28-Jährige bei Hoeneß‘ damaliger Heldentat noch nicht mal im entferntesten in Planung war, in etwa vorstellen, was der Bayern-Profi damals durchlitt. „Es geht eigentlich, vielleicht kommt der Schmerz erst heute Nacht im Bett“, flachst Lüneburg, dessen Kopf ebenfalls turbanisiert ist – Norderstedts Hero nach dem 3:0-Erfolg im Oddset-Pokal-Halbfinale beim klassentieferen TuS Osdorf.

Was war passiert? Nach einer Ecke der Gastgeber rumste Osdorfs „Aggressive Leader“ Bennet Krause mit Lüneburg zusammen (6.). Was dem Stürmer so gar nicht passte, weil er sofort das Blut an der Schläfe spürte und sah, in Rage zur Seitenauslinie spurtete. „Das ist ja nicht meine erste Platzwunde am Kopf“, schilderte der Angeschlagene, „ich war nach der Aktion verärgert, denn du weißt ja nie, ob du wegen der blutenden Wunde möglicherweise nicht weitermachen kannst.“ Keine schöne Situation für den ehemaligen Elmshorner, der sein persönliches Halbfinale Nummer sechs spielte. Der sich zudem als Einpeitscher in der Norderstedter Kabine gut machen soll und nach eigener Aussage stets „sehr angespannt vor solchen Partien“ ist. Nun die große Erleichterung: „Lüne“ hatte trotz Kopfblessur großen Anteil daran, dass er nun sein viertes Endspiel im Stadion Hoheluft bestreiten kann.

Dass dies aber lange Zeit gar nicht so klar war, der favorisierte Regionalligist zwischenzeitlich möglicherweise kollektive Kopfschmerzen hatte, lag am eigenen Unvermögen, aber noch mehr an TuS-Torwächter Nick Schmidt. Zuerst verpasste Holger Brüning nach 28 Sekunden in aussichtsreicher Position, Dominik von Knebel wiederum versagten allein vor der Kiste komplett die Nerven (21.). Wie Keeper Schmidt dann aber, nachdem jeweils Lüneburg trotz Brummschädels per Kopf auf den agilen Kubilay Büyükdemir verlängert hatte, stabil und stark gegen zwei Abschlüsse des Rechtsaußen blieb, war schon klasse (26., 31.). Der Wahnsinns-Save gelang dem Osdorf-Goalie aber, als Lüneburg quer legte und Brüning nur noch eindrücken musste – aber nicht an Schmidt vorbeikam (45.). EN-Coach Jens Martens kommentierte beinahe so, als hätte er einen an die Marmel bekommen: „Ich kann im Nachhinein gar nicht alle Chancen der ersten Hälfte rekonstruieren.“

Der Underdog ergebnistechnisch noch voll im Spiel, doch spielerisch fast nicht existent. „In der ersten Halbzeit sind wir nur hinterher gelaufen. Ich hätte schon gedacht, dass wir besser mit der ungewohnten Kulisse umgehen würden, aber das war wohl zu beeindruckend“, analysierte Trainer Peter Wiehle die merkwürdige Passivität seiner Truppe bis zum Pausenpfiff vor 1.300 zahlenden Kunden. Osdorfs Teammanager Cemil Yavas hatte in den Tagen zuvor alles Menschenmögliche in Bewegung gesetzt, um für dieses Publikum auf begrenztem Platz das Beste zum Halbfinale herauszuholen. Mehr Kassen, mehr Bier, mehr Bratwüste, mehr Toiletten, mehr von allem eben: „Wir wollen in der neuen Saison die Oberliga-Eröffnung austragen, und dieses Pokalspiel könnte eine sehr gute Bewerbung sein“, so Yavas.

Doch weder des Teammanagers horrender Einsatz noch eine bessere zweite Hälfte der Hausherren konnte Norderstedts Turban-Torjäger stoppen. Zunächst netzte Lüneburg nach einer Ecke, die es für Piet Wiehle nicht hätte geben dürfen („Da macht der Assistent aus einem Einwurf für uns eine Ecke für den Gegner“), aus kurzer Distanz ein (48.). Bennet Krause wäre beinahe ebenfalls nach Eckstoß bei der einzig wirklichen Torgelegenheit der Gastgeber der Ausgleich gelungen (51.).

Stattdessen aber legte der unkaputtbare Eisenschädel nach, versenkte eine Flanke von Philipp Koch zum 0:2 (60.). Den Schlusspunkt setzte Vico Meien (90.+1). Das war aus Osdorfer Sicht aber schon egal: „Man muss auch mal sehen, was wir mit unserer Mannschaft und unserem Etat in der Oberliga und im Pokal erreicht haben. Es ist doch ein Traum, in einem Pokal-Halbfinale zu stehen. Wenn du es dann gegen einen Regionalligisten nicht schaffst, ist das nicht schlimm“, ordnet Wiehle ein. Nun also kann die Eintracht trotz schwieriger Saison in Liga-Untiefen diese Spielzeit zumindest im Pokal versilbern – auch dank der coolen Turban-Nummer von Jan Lüneburg.


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