11.10.2025 Auf sie mit Gebrüll - Vicky siegt auch am Wendelweg von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – SC Victoria 1:2 (0:2)
TuS Dassendorf: Babuschkin – Haupt, K. Carolus, Büyüksakarya – Kurt – Kleine, Strömer (90.+1 Pietruschka), Kremberg (46. Möller) – Maggio (55. Palo), Kurczynski (46. Harnik), Kobert SC Victoria: Heinbockel – Arndt, Pichelmann, Meyer, Kahr – Jungjohann, Reimers – Heider (76. Dammann), Maksimovic (68. Scharf), Palzer (90. Bremer) – Gleich (76. Lechel) Tore: 0:1 Gleich (12.), 0:2 Palzer (45.+3), 1:2 Möller (60.) Schiedsrichter: Daniel Gawron (TuS Osdorf): Erste Halbzeit sehr souverän. Dem 1:2 ging ein klares Handspiel von Möller voraus (das hätte sein Assistent Luis Malter zwingend sehen müssen). Die Gelbe Karte wegen Zeitspiels gegen SCV-Keeper Heinbockel (84.) kam etwas spät. Gut, wie er die „Rangelei“ zwischen Harnik und Jungjohann mit 2x Gelb löste (76.). Beste Spieler: Möller – Palzer, Meyer, Maksimovic Zuschauer: 312
„Er bringt ordentlich Energie rein“, lächelte SCV-Manager Michel Massing nach dem Abpfiff und meinte damit seinen Co-Trainer Daniel Lopez, der 90 Minuten lang lautstark (und nicht immer ganz jugendfrei) „Alarm“ an der Seitenlinie macht (und wirklich JEDE Szene mit „Trash talk“ kommentiert). Mindestens genauso laut waren mit dem Schlusspfiff dann auch die Gäste-Spieler, die ihren Sieg mit viel Geschrei, Gebrüll und Gesängen enthusiastisch im Mittelkreis feierten.
Es war für Vicky der sechste Sieg im sechsten Auswärtsspiel (!) – und für die TuS die erste Heimniederlage nach saisonübergreifend 14 Partien (13-1-0). Vom Anpfiff weg zeigten die Gäste, warum sie in der Fremde bisher so erfolgreich und defensiv stabil sind (nur drei Gegentore). Mit viel Laufbereitschaft wurden alle Lücken zugemacht und der Ballführende „gedoppelt“. Selten hat man die Hausherren so ideen- und ratlos gesehen, es gab einfach kein Durchkommen (TuS-Trainer Özden Kocadal: „Wir sind zu keiner Zeit fähig gewesen, uns nach vorne durchzusetzen“). Und nicht nur hinten funktionierte es beim SCV prächtig, auch in der Offensive „zündete“ es sofort. Luca „Palle“ Palzer von links mit einem scharfen Eckball direkt vors Tor – und Luis Gleich freut sich im Fünfmeterraum über ungeahnte Freiheiten und befördert die Kugel im Fallen aus vier Metern mit der Hacke zum 0:1 über die Linie (12.). Vom TuS-Keeper und der Innenverteidigung weit und breit nichts zu sehen.
Letzte Woche gegen Niendorf wurde ein früher Rückstand am Ende noch in einen deutlichen (6:1-)Sieg umgewandelt. Aber heute stand da auf der anderen Seite ein ganz anderer Gegner. Giftig, griffig und laut. Mit jeder Faser wurde das eigene Gehäuse verteidigt – und nach vorne gab es die berühmten „Nadelstiche“. Der bärenstarke Palzer zieht (nach tollem Steckpass von Darijo Maksimovic) über links in die Box, lässt den mit einer Grätsche zu Boden gehenden Colin Haupt ins Leere rutschen und vollendet dann aus spitzem Winkel ins kurze Eck zum 0:2 (45.+3). Keeper Gianluca Babuschkin sah dabei alles andere als glücklich aus, krabbelte viel zu früh am Boden und machte am ersten Pfosten das kurze Eck auf.
Die Halbzeitansprache von Kocadal („Es wurde es in der Pause zum ersten Mal sehr laut, seit ich hier Trainer bin“) rüttelte die TuS-Spieler wach. Endlich passierte mal etwas im SCV-Strafraum. Mattia Maggio mit der Hereingabe aus dem linken Halbfeld an den zweiten Pfosten, dort steigt Martin Harnik hoch und köpft zum Anschlusstreffer ein – dachten jedenfalls alle. Doch Sönke Meyer kratzte das Leder noch von der Linie (49.). „Der hat heute leider alles rausgeschädelt“, meinte Kocadal nach dem Abpfiff ziemlich entnervt. In der Nachspielzeit hatte er Niklas Pietruschka bei seiner Einwechslung nur einen Auftrag mitgegeben: „Du stellst dich jetzt direkt an die Nummer 3 (Meyer), damit der nicht immer alles rausköpfen kann“. Doch genützt hat es am Ende nichts. Meyer gewann gefühlt 90% seiner Zweikämpfe und war ein wesentlicher Garant für den Auswärtssieg.
Fast im Gegenzug die dicke Chance für die Vorentscheidung: Len Strömer (2018 noch der goldene 1:0-Siegtorschütze für Vicky beim bislang letzten Erfolg am Wendelweg) mit dem Ballverlust am eigenen Strafraum, aber Maksimovic scheitert freistehend an Babuschkin (50.). „Darijo, da hast du es ja nochmal schön spannend gemacht“, scherzte SCV-Coach Sascha Bernhardt nach dem Abpfiff im Mannschaftskreis. Und auch „Palle“ Palzer blieb kurz danach gegen den TuS-Goalie nur zweiter Sieger (57.). Es sollte die letzte Chance für die Gäste gewesen sein, danach spielte nur noch Dassendorf. Und endlich (aus Sicht der heimischen Fans) auch erfolgreich: Okan Kurt mit dem Chipp-Ball in die Box, Sven Möller pflückt die Kugel (mit dem Oberarm?!) aus der Luft, dreht sich um die eigene Achse und nagelt das Leder technisch anspruchsvoll zum 1:2 ins kurze Eck (60.). Doch war das nicht ein klares Handspiel? Die vehementen Proteste der Gäste verhallten jedoch ungehört.
Die letzte halbe Stunde war dann ein echtes TuS-Powerplay. „Wir haben den Strafraum mit Flanken und flachen Bällen geflutet“, so Kocadal. Doch wie bereits beschrieben: Vicky verteidigte leidenschaftlich und aufopferungsvoll. Immer war ein Bein oder ein anderes Körperteil dazwischen – und mindestens zweimal standen bei Schussversuchen der TuS auch eigene Mitspieler im Weg und verhinderten den Ausgleich. Als Harnik schließlich die letzte Chance am langen Pfosten vorbei vergab (90.+5) und der Abpfiff ertönte, brach der große Gäste-Jubel aus (s.o.).
Stimmen:
Sascha Bernhardt (Trainer SC Victoria): Es war ein Top-Spiel und wir haben es vor allem in der ersten Halbzeit taktisch hervorragend gelöst. Im Zentrum waren wir sehr präsent und haben kaum etwas zugelassen. Nach der Pause war klar, dass der Druck deutlich höher wird. Die erste Viertelstunde war sehr hart, aber wir haben es gut verteidigt. Nach dem Anschlusstor wurde es natürlich nochmal wilder. Aber heute hat wirklich JEDER, egal ob auf dem Platz, auf der Ersatzbank und auch vom Staff, alles reingeworfen. Sicher teilweise auch glücklich, aber das Glück haben wir uns heute erarbeitet.
Özden Kocadal (Trainer TuS Dassendorf): Leider haben wir unser Potenzial in der ersten Halbzeit überhaupt nicht abgerufen. Wir sind zu keiner Zeit fähig gewesen, uns nach vorne durchzusetzen. Da hat es mir einfach an allem gefehlt. Der Gegner hatte viel zu häufig einen „freien Fuß“. Da stimmte es bei uns vorne und hinten nicht. Deshalb wurde es in der Pause auch zum ersten Mal sehr laut, seit ich hier Trainer bin. Ganz bitter war das 0:2 Sekunden vor der Pause. Da haben eine 3:1-Situation verloren. In der zweiten Halbzeit war dann endlich alles da, was wir uns von Beginn an gewünscht hätten. Wir haben Victoria eingeschnürt und Powerplay-Fußball gespielt. Wir hatten sehr viele Bälle in der Box, aber Vicky hat sehr aufopferungsvoll verteidigt.
Statistik: Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 28 Spiele, 11 Siege, 8 Remis, 9 Niederlagen, 55:40 Tore
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