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21.01.2018
„Torsten, Du musst das jetzt machen, sonst wird das nix“ von Andreas Killat



Noch 125 Tage, dann – am 25. Mai 2018 (neun Tage nach seinem 52. Geburtstag) – ist mit Abpfiff des Spiels gegen den TSV Buchholz 08 Schluss. Nach 16 Jahren als Trainer geht Torsten Henke in den (Un-)Ruhestand. HAFO hat sich mit dem sympathischen „Fußballverrückten“ über seine Karriere unterhalten.

Zur Person:
Torsten Henke
geb.: 16.05.1966 in Bergedorf
Beruf: Kfm. Angestellter (seit 30 Jahren bei Vattenfall bzw. früher HEW)
Zwei Kinder: Tochter Laura (14 Jahre), erfolgreiche Stürmerin bei HSV-B-Mädchen Bundesliga, und Sohn Lennard (12 Jahre)
Spitzname: „Henko“
Vereinsmitglied SVCN seit 1972 (Vater Hans-Otto Henke war/ist auch bei SVCN)
HSV-Fan seit Kindheitstagen
Karriere/Stationen als Spieler: Bis auf 2 Jahre beim TSV Reinbek (1987-1988) immer SV Curslack-Neuengamme (1972-1999)
Trainer (Inhaber der B-Lizenz) mit 36 Jahren ab/seit 01.07.2002

Statistik:
518 Punktspiele (253-116-149), 875 Punkte, 1.026:719 Tore (Stand 20.01.2018)
dazu 56 Pokalspiele (40-0-16), 222:71 Tore
Mit den noch ausstehenden 16 Oberliga-Partien bis zum Ende der Saison kommt Henke also auf genau 590 Pflichtspiele als Trainer.
Erstes Punktspiel als Trainer: Sa, 03.08.2002 um 16:00 Uhr zu Hause gegen VfL Lohbrügge II (2:0, Bezirksliga Ost).
Größte Erfolge: BL-Meister 2003, OL-Vizemeister 2014, 2x OL-Dritter (2011, 2012), Halbfinale Oddset-Pokal 2008, Aufstieg in die Oberliga 2006


Daumen hoch: Henke kann auf erfolgreiche Jahre als Trainer zurück blicken. Foto: Hanno Bode

“Torsten, Du musst das jetzt machen, sonst wird das nix“

Am 1. Juli 2002 begann für den bekennenden HSV-Fan („Seit meiner Kindheit“) ein neuer Lebensabschnitt. Nach zuvor fast 30 Jahren als Spieler wurde Henke vom damaligen Fußball-Obmann Ferdi Clausen „gezwungen“, das Zepter am Gramkowweg zu übernehmen. „Ich durfte nicht mal eine Nacht drüber schlafen“, erinnert sich der damals 36jährige schmunzelnd: „Mein Vorgänger Andreas Hammer hatte zweimal den Aufstieg in die Landesliga verpasst. Da hat Clausen zu mir gesagt: Torsten, Du musst das hier übernehmen. Sonst schaffen wir das nie“. Henke tat wie befohlen und wurde auf Anhieb Meister. „Das war extrem wichtig für die Entwicklung des Vereins“. Es folgten drei Jahre Landesliga (Vierter, Dritter, Zweiter). Am vorletzten Spieltag der Saison 2005/06 wurde mit einem 2:0 gegen den direkten Konkurrenten VfL Lohbrügge der Aufstieg (zusammen mit dem punktgleichen Meister Eintracht Norderstedt) klar gemacht. „Das war ein Highlight“, so Henke, der heutzutage vor allem die Derbys gegen Vier- und Marschlande und Bergedorf vermisst.

“Mir fehlen die Highlights – bin froh, wenn es vorbei ist“

„Ich wurde ja schon oft gefragt, warum ich aufhöre. Ein wichtiger Grund: Mir fehlen die Derbys, die Highlights vor vielen Zuschauern mit Emotionen und allem, was dazugehört“. Wehmut will beim 51jährigen daher (noch) nicht aufkommen. „Erstmal bin ich froh, wenn es zu Ende ist“. Beim Testspiel vor einigen Tagen gegen den Regionalligisten Lüneburger SK (0:0) hatte ihn der neue LSK-Coach Rainer Zobel (69, Ex-Profi vom FC Bayern) noch angefrotzelt: „Wie fühlt man sich so als Jungspund?“ An ein Spiel erinnert sich Henke ganz besonders gerne: „Mein wohl emotionalster und schönster Sieg war der 4:3-Erfolg gegen Bergedorf 85 ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=4752). Die haben uns lange Zeit an die Wand gespielt und vorgeführt. Wir haben eine halbe Stunde lang kein Bein auf die Erde gekriegt und lagen schnell 0:2 zurück. Dann hat Marco Theetz dazwischen gehauen. Von da an war es ein Spiel auf Augenhöhe. Ich bekomme heute noch Gänsehaut “.


Jubel-Walking am Gramkowweg. Foto: André Matz

“2013 stand ich kurz vor der Entlassung“

Aber natürlich gab es auch bittere Momente. In der Saison 2013/14 hatten die „Blauen“ den wohl besten (aber auch schwierigsten) Kader aller Zeiten zusammengestellt. Fredi Böse im Tor, Martin Sobczyk, Rinik Carolus, Philip Pettersson, Sven Zöpfgen, Patrick Papke, Jan Landau, Kristof Kurczynski, Ivan Sa Borges Dju usw. usw. – „Da war die Erwartungshaltung natürlich hoch“, erinnert sich Henke, der vom Verein (in Person von Manager Jens Seddig) die klare Vorgabe Meister oder Vizemeister hatte (und es am Ende auch wurde!). Allerdings war der Kader sehr teuer – und deswegen extrem klein. „Wir hatten nur 14 bis 15 Spieler und als dann durch Sperren und Verletzungen eine schwächere Phase kam (fünf Niederlagen zwischen August und September), gab es viel Unruhe im Verein. Auch um meine Person“. Doch die Vierländer fingen sich, Henke saß wieder fest im Sattel und startete eine große Aufholjagd. „Neun Spiele in Folge konnten wir zu Null (!) gewinnen und standen zur Winterpause mit 40 Punkten auf Platz 2“.

“Das Pokalaus 2013 verfolgt mich bis heute“

Diese stolze Serie (bei 30:0 Toren!) wurde ausgerechnet von einem Landesligisten beendet. „Das Pokalspiel bei Paloma im Dezember 2013 verfolgt mich bis heute“, versteht (und verstand) der zweifache Familienvater die Welt bis heute nicht. „Wir waren überlegen, hatten Chancen, aber der Ball wollte einfach nicht ins Tor“. Auch im Elfmeterschießen ( http://www.hafo.de/hafosmf/index.php?topic=2108.msg62018#msg62018) sprach eigentlich alles für Curslack. „Fredi Böse hat die beiden ersten Elfmeter gehalten und wir hatten alle Trümpfe in der Hand“. Doch Martin Sobczyk vergab den „Matchball“ für das Viertelfinale – und am Ende jubelte Paloma (und wurde bekanntlich auch Pokalsieger). „Mit der Mannschaft hatten wir realistische Chancen auf den Pokalsieg“, so Henke, der bis heute nicht begreift, „warum Zöpfgen und Carolus nicht zu den ersten fünf Schützen gehören wollten“. Später haben sie dann nämlich bombensicher verwandelt.

“Theetz, Möller, Veselinovic und Pichinot waren die größten Entdeckungen“

Im Laufe der Jahre spielten viele Talente bei Henke vor, der jedoch einen ganz besonders hervorheben möchte: „Marco Theetz haben wir 2001 von Bergedorf-West aus der Kreisliga geholt. Der ist bei uns zu einem überragenden Oberliga-Spieler geworden. Er war ein Typ, ein echter Straßenfußballer mit Führungsqualitäten“. Aber auch Spieler wie Sven Möller aus Lohbrügge („Den kannte damals noch keiner“), Sinisia Veselinovic und natürlich Nils Pichinot werden von Henke genannt. „Pichi ist vom ersten Tag an wie eine Bombe bei uns eingeschlagen. Die Zeit werde ich nie vergessen. Am ersten Spieltag (10.08.2008) hat er bei Condor einen Hattrick erzielt
( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=3135). Danach stand mein Telefon nicht mehr still und am nächsten Tag lautete die Abendblatt-Schlagzeile: Gestatten, mein Name ist Nils Pichinot“.

“Bei Harnik hatten wir keine Chance“

Ein weiteres Riesentalent aus der Nachbarschaft war Martin Harnik. „Den hätten wir gerne gehabt“. Der damals 18jährige spielte auch einmal am Gramkowweg vor – allerdings im Landesliga-Team von Vier- und Marschlande. „Das war damals noch auf Grand (Landesliga Hansa, 24.09.2005 Curslack – SCVM 2:1). Harnik hat das Tor für die Roten erzielt und wurde von Thomas Schaaf und Thomas Wolter von Werder Bremen vor Ort beobachtet. Ich habe natürlich auch mit Martin gesprochen, aber da hatten wir keine Chance“. Drei Monate später wechselte Harnik zum SVW und machte Bundesliga-Karriere. „Der Spielbericht von damals hängt noch bei uns im Klubheim an der Wand“.

“Ditschi-Datschi geht mir auf die Nerven“

Über die heutige Spielergeneration mag Henke im Prinzip nichts Negatives sagen, „aber früher waren die Spieler disziplinierter. Die haben einen einfachen Ball gespielt, waren zweikampfstark und wollten gewinnen. Heute wollen viele nur ihren Spaß haben und spielen Ditschi-Datschi. So etwas nervt mich ohne Ende“. Und gehört damit neben den fehlenden Derby-Highlights (s.o.) ganz sicher auch zu den Gründen fürs Aufhören. „Der Aufwand als Trainer ist immens. Mit jedem Spieler muss ständig intensiv gesprochen werden und viele sind trotzdem schnell beleidigt, wenn sie mal nicht spielen“. Durch die fehlende Bindung zu den Klubs kommt es so selbst (oder gerade?) bei jungen Spielern schnell zu mehreren Vereinswechseln binnen kürzester Zeit. „Das ist nicht förderlich. Wenn sich Spieler entwickeln wollen, müssen sie sich auch mal durchbeißen wollen. Aber heute verschwinden die Spieler beim kleinsten Problem oder leisester Kritik sofort wieder“.


Das andere Gesicht von „Henko“, der auch schon mal laut werden kann. Foto: André Matz

“Ich wollte als Spieler Karriere machen“

Henke selbst war als Spieler ziemlich ehrgeizig. „Ich bin zwar extrem Heimatverbunden, wollte aber höher hinaus. Deswegen habe ich 1987 (als 21jähriger) mit einem Wechsel zu Concordia in die 3. Liga geliebäugelt. Aber nach einer Meniskusverletzung im Februar 1988 mit anschließender Infektion im Kniegelenk lag ich 12 Wochen im Krankenhaus. Da stand auf der Kippe, ob ich überhaupt jemals wieder richtig laufen kann. Die wollten mir damals fast das Gelenk versteifen“. Dazu kam es jedoch zum Glück nicht. „Nach über einem Jahr Pause habe ich ganz langsam wieder angefangen. Für 10 Jahre Landesliga (bis 1999) hat es dann noch gereicht, aber an Leistungsfußball war leider nicht mehr zu denken“.

“Es sind viele Freundschaften entstanden“

In der langen Zeit als Spieler und Trainer im Hamburger Amateurfußball sind viele Freundschaften entstanden, die Henke nicht mehr missen möchte: „Was mir vor allem sehr positiv in Erinnerung bleiben wird, ist der sehr kollegiale und faire Umgang fast aller Trainer-Kollegen in der Oberliga untereinander“. Neben seinem fußballerischen „Ziehvater“ Bert Ehm wurden hier vor allem Jörn Großkopf, Jan Schönteich, Thomas Titze, Christian Woike, Ralf Palapies und Manni Nitschke genannt. „Ich hoffe, ich habe jetzt keinen vergessen. Sonst gibt es noch böse Anrufe“, lacht Henke zum Abschluss des Interviews ins HAFO-Mikrofon – und schiebt noch einen Schlusssatz hinterher: „Ich werde dem Fußball auf jeden Fall erhalten bleiben. Man soll ja niemals nie sagen. Vielleicht mache ich irgendwann mal so etwas wie Trainer-Berater. Eine Tätigkeit als Liga-Manager jedenfalls kann ich ausschließen. Ich habe keine Lust, mit den Spielern über Geld zu reden“.

Geredet haben dafür einige der genannten Trainer-Kollegen, bei denen HAFO ein Statement zum bevorstehenden Abschied von Torsten Henke einholte:

Thomas Titze: „Torsten ist ein langjähriger Wegbegleiter und ich freue mich, dass ich ihn kennenlernen durfte. Wir sind uns von Anfang an sympathisch gewesen und sind richtige „fussifreunde“ geworden. Er hat den richtigen Zeitpunkt für den Rücktritt gefunden. Alles Gute, Torsten“.

Jan Schönteich: „Eine ganz große Leistung, was Torsten aus einem durchschnittlichen Bezirksligisten seit seinem Amtsantritt gemacht hat. Er ist einer meiner Lieblingsmitstreiter. Immer fair, immer verlässlich. Die Oberliga verliert eine Legende“.

“Die Oberliga verliert eine Rakete und Legende“

Ralf Palapies: „In all den Jahren einer der angenehmsten Kollegen für mich. Immer objektiv, mit der richtigen Spielanalyse und nie zu laut. Außerdem immer höflich und gastfreundlich. Seine Mannschaften hatten stets eine Philosophie und Identität“.

Thomas Hoffmann: „Für mich ist Henko – obwohl er mir als Gegenspieler Mitte der 90er mal eine Platzwunde verpasst hat – einer der sympathischsten Oberliga-Kollegen überhaupt. Immer fair in der Analyse und für einen schönen Spruch während des Spiels zu haben. Das er 16 Jahre lang für einen (!) Verein an der Linie steht, spricht für sich. So etwas gibt es auf diesem Niveau eigentlich gar nicht mehr. Er wird der Oberliga fehlen“.

Bert Ehm: „Ich bedauere seinen Rücktritt. Für mich ist Torsten einer der profiliertesten und gradlinigsten Trainer überhaupt. Er ist nicht nur einer meiner besten Kollegen, sondern mein Freund“.

eilbek-andi: „Ich bin zwar kein Trainer-Kollege, kenne Torsten nun aber auch schon über 10 Jahre. Fachlich ist er sowieso Top – und eine Granate von Mensch. Er gehört definitiv zu meinen Lieblings-Trainern. Henko hat in Curslack eine Ära geprägt. Dort fühlt man sich als Gast immer willkommen. Für uns Journalisten hatte er immer ein offenes Wort und Ohr. Er wird mir ganz persönlich (und uns Medienvertretern insgesamt) sehr fehlen. Danke, Torsten“.

“Ohne Henke macht alles keinen Sinn mehr“

Christian Woike: „Torsten ist für mich einer der sympathischsten und kollegialsten Trainer. Ich hatte ja das große Glück, ihn auch schon als Spieler kennenlernen zu dürfen. Was ich mir definitiv von ihm abgeguckt habe, ist die Fähigkeit, Dinge in der Spielanalyse beim Namen zu nennen. Torsten hat es immer auf den Punkt gebracht, ob man nun mit Glück gewonnen, oder durch eigene Schuld verloren hat. Er war für mich der Grund, warum man immer gerne nach Curslack gefahren ist. Ohne Henke hat alles keinen Sinn mehr“.

Jörn Großkopf: „Für mich gehört Torsten zur Oberliga Hamburg und zu Curslack, wie die Reeperbahn zu Hamburg. Ich schätze ihn nicht nur als Fußball-Kenner, sondern vor allem als menschlich tollen Typen. Wir haben bis heute immer wieder sehr angenehme und tolle Gespräche. Wir teilen sehr ähnliche Ansichten was den Fußball betrifft und wir sind immer auf einer Wellenlänge, was die analytische Beurteilung von Spielen betrifft. Keine Frage, eine absolute "Rakete" verlässt die Trainerbank. Ich hoffe, wir sehen ihn bald wieder auf der Fußball-Bühne Hamburg. Torsten, ich wünsche dir viel Erfolg bei dem, was du zukünftig anpackst und freue mich weiterhin auf einen regen Austausch zwischen uns“.


Hoch die Hände, Fußball-Wochenende. Doch damit ist nun leider bald Schluss… Foto: André Matz


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